Konzerte zum Mitnehmen

Für die großen Virtuosen des 19. Jahrhunderts war es eine Selbstverständlichkeit, ihre Kunststücke an wechselnden Orten zu präsentieren. Glänzende Soloparts und dankbare Begleitstimmen für unterschiedliche Gelegenheiten standen aber schon bei den Komponisten der Barockzeit hoch im Kurs. Das Ensemble Diderot unternimmt eine begeisternde Rundreise mit weltberühmten und völlig unbekannten Konzerten.

War das 5. Brandenburgische Konzert als „Showpiece des Cembalisten Bach für das Debütkonzert beim Dresden-Besuch 1717“ gedacht? Ist die Nachsendung des „Fürstl. ClaviCymbel“ ein Indiz dafür, dass es ein Jahr später beim Kuraufenthalt des Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen in Karlsbad zur Aufführung kam? Der Violinist und Dirigent Johannes Pramsohler stellt im launigen Begleittext naheliegende Vermutungen an, um der musikhistorisch gar nicht existierenden Gattung der „Reisekonzerte“ attraktive Werke zuzuordnen.

Das 5. Brandenburgische bildet dabei den idealen Ausgangspunkt für eine Reise durch die Welt virtuoser Barockkonzerte. Der atemberaubende Cembalopart, die eleganten Anleihen bei Marchant und Vivaldi und die leicht einzustudierenden Stimmen für Violine und Flöte eigneten sich schließlich perfekt für ein Aufsehen erregendes Gastspiel, das nachhaltig in Erinnerung bleiben sollte.

Der Darmstädter Hofkonzertmeister Johann Jakob Kress hatte ebenfalls Kontakte zu anderen musikalischen Zentren und mag den extravaganten Auftritt des Soloinstruments im 3. Violinkonzert nicht nur für das eigene Publikum ersonnen haben. Das originelle Stück ist eine von vier Weltersteinspielungen dieser CD – auch Johann Georg Pisendels quirliges Concerto da camera in B-Dur und sein Pendant in F-Dur waren bislang auf keinem Tonträger zu finden. Das gilt ebenso für das C-Dur-Konzert des ungarischen Hofmusikers Paul Charles Durant, der die Solopartien auf Cembalo, Laute und Cello verteilte.

Der Dresdner Beitrag, der nach Pramsohlers Überlegung 1715 in Berlin erklungen sein könnte, stammt von Johann David Heinichen. Hier dürfen gleich mehrere Instrumentalisten in nur acht Minuten mit außergewöhnlichen Fähigkeiten glänzen. Den historisch informierten Barockspezialisten vom Ensemble Diderot und ihrem konzertierenden Leiter Johannes Pramsohler gelingt das 200 Jahre später immer noch. Ihre mitreißende Interpretation besticht einmal mehr durch das tiefe Verständnis für die originale Klanggestalt und eine ansteckende Musizierfreude.

Ensemble Diderot: Travel Concertos. Bach – Pisendel – Kress – Heinichen – Durant, Audax