Als der englische König George III. 1820 nach fast 60-jähriger Regentschaft starb, war die Nachfolgefrage längst geregelt. Sein Sohn, der als Georg IV. in die Geschichte eingehen sollte, hatte den kranken Monarchen bereits mehrere Jahre vertreten und hätte zeitnah zum neuen König gekrönt werden können. Doch ein ungewöhnliches Ehedrama verhinderte die Zeremonie um anderthalb Jahre.
Der Thronfolger und Caroline von Braunschweig-Wolfenbüttel, die 1795 vor den Traualtar getreten waren, hatten sich kurze Zeit später wieder getrennt. Beide verband eine leidenschaftliche Abneigung. „Mon père etait un héros, mon mari est un zéro – Mein Vater war ein Held, mein Ehemann ist eine Null“, gab Caroline zu Protokoll, während ihr Mann ebenfalls kein gutes Haar an der ungeliebten Ehefrau ließ.
Immer wieder versuchte er, Caroline in Misskredit zu bringen und sie eben des freizügigen Lebenswandels zu beschuldigen, den er sich ganz selbstverständlich gestattete. Doch weder eine „Delicate Investigation“ noch der Versuch, die Scheidung mit Hilfe einer „Pains and Penalties Bill“ durchzusetzen, hatten den gewünschten Erfolg. Da sich Pressevertreter und Untertanen regelmäßig auf die Seite der vermeintlich schwächeren Königin stellten, gab der Herrscher des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Irland, der überdies König von Hannover war, schließlich auf. Am 19. Juli 1821 ließ er sich in Westminster Abbey krönen und veranstaltete dann ein extravagantes Bankett für mehr als 1.200 Gäste.
Caroline war selbstredend nicht geladen, versuchte trotzdem, an der Zeremonie teilzunehmen, wurde aber an der Tür abgewiesen. Anders als beispielsweise Ernst Friedrich Herbert Graf zu Münster, der Staats- und Kabinettsminister, der als Leiter der Deutschen Kanzlei in London an den Feierlichkeiten teilnahm. Er verlangte zunächst „a separate Box at the Coronation for the use of the Hanoverian Minister of State“, gab sich bei der Krönungszeremonie aber auch mit der Loge der Botschafter und beim anschließenden Bankett in der Westminster Hall mit der „Foreign Ministers‘ Box“ zufrieden.
Seine persönlichen Eintrittskarten für die Veranstaltungen wurden vom Niedersächsischen Landesarchiv digitalisiert und vermitteln noch immer einen Eindruck vom Aufwand, der beim teuersten und vorerst letzten Krönungsbankett der englischen Geschichte betrieben wurde. Die Gesamtkosten der Feierlichkeiten dürften umgerechnet etwa 20 Millionen Euro betragen haben.
Caroline starb nur wenige Wochen später, am 7. August 1821. Georg IV. überlebte sie um neun Jahre. Der kunstsinnige, aber überaus exzentrische Monarch regierte bis zu seinem Tod am 26. Juni 1830.