Männer, Monster und farbige Wesen

1957 wurde in Göttingen das Figurentheater „Die Klappe“ gegründet. Das „Kabarett an Fäden“ revolutionierte das Marionettenspiel und stellte das Material, seine Mechanik und Bewegung in den Blickpunkt der künstlerischen Arbeit.

Die Klappe-Gründer Alfred F. Köhler (Ben Vornholt), Ulrich Oelssner und Hans C. Schultz versuchten gar nicht erst, mit ihren Puppen menschliche Körper und Physiognomien so genau wie möglich nachzuahmen. Ihr Interesse galt vielmehr den Handlungsabläufen der auf einige Grundelemente reduzierten Figuren. Vornholt und seine Mistreiter orientierten sich dabei an Ideen, die bereits in den 20er Jahren am Weimarer Bauhaus entwickelt worden waren, aber auch an den Pionieren der kinetischen Kunst. Die modernen Puppenspieler erlangten schnell überregionale Aufmerksamkeit und waren unter anderem auf der documenta 3 im Jahr 1963 vertreten:

Die Vorstellungen der „Klappe“ setzten vor allem auf phantomimische Abläufe und begleitende Klang- und Musikcollagen. Inhaltliche Erklärungen sind bisweilen auch den Titeln und Bezeichnungen zu entnehmen. So wurde die oben abgebildete Figurengruppe (23 Männer und ein Redner) für die Szene „Die Ehrung eines Individuums, seine schließliche Erhöhung, erfolgreiche Krönung – und endlicher Abriß“ im Programm „Zwischenspiele“ (1965/66) konzipiert.

Sechs Jahre nach dem Tod des 2004 verstorbenen Ben Vornholt wurde sein künstlerischer Nachlass als Schenkung der Familien Köhler / Vornholt / Schütz dem Münchner Stadtmuseum übergeben. In der Online-Sammlung des Hauses findet sich ➤ eine eigene Mappe mit charakteristischen Figuren des Marionettentheaters. Neben „Männern“ in unterschiedlichen körperlichen und emotionalen Zuständen sind hier auch eine Reihe von Monster-Studien sowie verschiedenfarbige, reptilienartige Wesen zu sehen, die in der Szene „Prinzip Ordnung“ von 1985 auftraten.