„Man kann von ihrer Schönheit nicht genug sagen“

Die Triosonaten von Johann Sebastian Bach gelten auch nach fast 300 Jahren als Höhepunkte der Orgelkunst und veritabler Prüfstein für Solist und Instrument. Martin Neu hat die sechs Kleinodien an der Orgel zu St. Otto in Herzogenaurach neu eingespielt.

Als sich Johann Sebastian Bach daranmachte, ein paar Übungsstücke für seinen Zögling Wilhelm Friedemann zu Papier zu bringen, mag er selbst nicht geahnt haben, dass der Nachwelt bei der Beschreibung der dreistimmigen und dreisätzigen Meisterwerke bald die Superlative ausgehen würden. „Man kann von ihrer Schönheit nicht genug sagen“, notierte sein erster Biograf Johann Nikolaus Forkel im Jahr 1802 und der jüngste Interpret schwört 222 Jahre später, sie zählten „zum Schönsten, was je für Orgel geschrieben wurde“.

Eben deshalb müssen die Triosonaten immer wieder und stets aus neuen Blickwinkeln und Perspektiven gespielt werden. Martin Neu zeigt denn auch keine Scheu vor einer langen Aufführungstradition. Er nähert sich dem Sechsteiler, der in scheinbar endloser Folge Melodien, Kontrapunkte und experimentelle Formen entwickelt, mit der Neugier eines Schülers und veredelt sie durch seltene Interpretationskunst und technische Meisterschaft.

Der schlanke und doch in allen Stimmen ausgewogene Ton der 2007 erbauten Ahrend-Orgel in Herzogenaurach kommt der frischen, energiegeladenen Herangehensweise des Solisten ideal entgegen. So kreiert Neu einen Klangkosmos, der trotz seiner Vielgestaltigkeit ein Ganzes bildet und zu einer faszinierenden Reise einlädt – wenn es die Abspielgeräte zulassen, sogar in Dolby Atmos.

Diese Expedition komplett auf sich wirken zu lassen, ist ein echtes Erlebnis. Es lohnt sich aber auch, an vielen Stellen länger zu verweilen – weil man vielleicht nicht glauben kann, dass sie wirklich so modern, ja futuristisch klingen. Unter diesem Aspekt ist der völlig entrückte Mittelsatz der Triosonate in G-Dur sicher ein guter Anspieltipp.

Johann Sebastian Bach: Triosonaten, CD – Digipack, audite