Seine Opern schlagen den Bogen von Carl Maria von Weber zu Richard Wagner und mit „Der Vampyr“ (1828) und Hans Heiling“ (1833) tauchen zwei von ihnen wenigstens noch gelegentlich auf den Theaterbühnen auf. Die Kammermusik von Heinrich Marschner findet dagegen kaum Beachtung. Naxos erhellt diesen Teil seines Oeuvres nun mit einer Einspielung der Klaviertrios.
Vor einem Viertel-Jahrhundert spielte das Beethoven-Trio Ravensburg für cpo schon einmal die Trios Nr.2 und 5 ein. Das Gould Piano Trio bringt nun zunächst Marschners ersten und letzten Genrebeitrag zu Gehör. Zwischen den beiden Werken liegen 32 Jahre, sodass die mitreißend musizierte und klangtechnisch ausgereifte Darbietung auch einen kompositorischen Entwicklungsprozess dokumentiert.
Ein Fortschritt ist aber auch innerhalb des 1. Trios erkennbar. Er reicht von den gut gemachten, aber konventionellen Eingangssätzen über ein spitzbübisches, raffiniertes Scherzo bis zum mitreißenden Finale, in dem das mittlerweile ganz unerschrockene Klavier auf vibrierenden Streicherblöcken jongliert.
Reif und abgerundet präsentiert sich das Trio Nr.7, das von Marschners melodischem Einfallsreichtum, aber auch von seinem Verständnis für die optimale Rollenverteilung zwischen Klavier, Violine und Violoncello und einem untrüglichen Sinn für aparte, immer neu gemischte Klangwirkungen zeugt. Der überschäumende Eingangssatz, das leichtfüßige, tänzerische Andantino und – als nochmalige Steigerung – ein fantastisches Scherzo, das von einer davonrasenden Violine beschleunigt wird sowie das fast zwölfminütige, vielgestaltige Finale machen das Werk zu einer echten Repertoireerweiterung.
Das Gould Piano Trio nutzt sie zu einer wundervollen Stunde Kammermusik, die schnell klar macht, warum diese Kleinodien einst hoch geschätzt wurden – unter anderem von dem mit Marschner befreundeten Ehepaar Clara und Robert Schumann.
Heinrich Marschner: Piano Trios 1 (Nr.1 op.29 und Nr.7 op.167), Naxos