Frederick Delius (1862-1934) entstammte nicht nur einer Familie mit deutschen Wurzeln, auch eines seiner Hauptwerke ist auf engste mit dem kontinentalen Europa verbunden. Die „Messe des Lebens“ verdankt ihre Entstehung dem landschaftlichen Zauber der norwegischen Berge und den exzentrischen Zeilen des Dichter-Philosophen Friedrich Nietzsche.
Delius näherte sich Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ Ende des Jahrhunderts mit einem für sein tatsächliches Alter erstaunlich jugendlichem Überschwang. Die Faszination für die schier endlosen Möglichkeiten der menschlichen Spezies und die leidenschaftliche Bewunderung der sichtbaren Natur, die ihn in Norwegen zutiefst beeindruckte, flossen in einer monumentalen Komposition zusammen, deren lebenbejahender Rausch die destruktiven Aspekte Nietzsches schlicht ignorierte.
Um diese opulente Feier des Lebens in Szene zu setzen, spornte Sir Mark Elder im Herbst 2022 nicht nur das hervorragend disponierte Bergen Philharmonic Orchestra, sondern mit dem Bergen Philharmonic Choir, dem Edvard Grieg Kor und dem Collegium Musicum Choir gleich drei Chöre zu Höchstleistungen an.
Für die Aufführung des selten gespielten Werkes konnten mit Roderick Williams, Gemma Summerfield, Claudia Huckle und Bror Magnus Tødenes überdies vier Solisten gewonnen werden, die sich im Ansturm der Chor- und Orchesterstimmen behaupteten und immer wieder eigene Akzente setzten. Die lyrischen Elemente der Lebens-Messe sind am Ende doch prägnanter als es im ersten Moment scheinen mag – man denke nur an die „süße Leier“ und ihren „Unkenton“, der von den „Teichen der Liebe“ herüberschallt.
Ob die exquisite Einspielung dazu beiträgt, Delius´ „Messe des Lebens“ populärer zu machen und ihr einen Platz neben monumentalen Meisterwerken wie Mahlers 8. Sinfonie oder Schönbergs „Gurre-Liedern“ zu sichern, bleibt noch abzuwarten. Auf jeden Fall bietet sie endlich die Chance, das außergewöhnliche Werk in einer zeitgemäßen Interpretation kennenzulernen.
Frederick Delius: Eine Messe des Lebens, 2 CDs, Lawo