Mokkatasse mit Libelle

Klein und zart wirkt die Mokkatasse mit dem rosa-lilafarbenem Libellenmotiv zwischen den anderen Kunstwerken des Jugendstils in der Dauerausstellung des Museums für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund. Als Teil eines Kaffee-Tee-Services wurde sie von Alf Wallander entworfen für die Stockholmer Kunstgewerbe-Ausstellung im Jahr 1909.

Am Ende des Jugendstils steht sie in einer langen Reihe mit weiteren Entwürfen Wallanders, die er ab 1896 mit floralen oder tierischen Motiven in Unterglasurmalerei und Reliefverzierung entworfen hat. Die Verwendung von Motiven aus Flora und Fauna kann man bei figürlichem Porzellan bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen. Im Jugendstil sind sie ausgesprochen beliebte und vielfältig ausgeführte Motive, die sich in allen künstlerischen und kunsthandwerklichen Bereichen finden lassen. Floral gestaltetes Mobiliar, Teppiche mit Blüten und/oder Tieren, Bucheinbände, um die sich Lilien winden, Druckwerke mit Seerosen und Unterwasserwesen oder Ess- und Kaffeegeschirr in dieser Gestaltung gehören zum modern eingerichteten Haushalt in der Zeit des Jugendstils.

Die Manufaktur Rörstrand, die erste und auch heute noch bedeutende schwedische Porzellanmanufaktur, war in ihren Anfängen vor allen Dingen bekannt für Produkte aus Steingut und Majolika. Die Fabrik befand sich zunächst in Stockholm im Schloß Rörstrand, daher der Name, später wurde sie nach Göteborg verlegt. Eine Veränderung der Produktpalette vom Steingut zum Porzellan und damit zum industriellen Großbetrieb wurde notwendig, um den Anschluss an die dänische Konkurrenz (Royal Copenhagen/Königliche Porzellanmanufaktur Kopenhagen und Bing & Gröndahl, Vesterbrogade/Kopenhagen), die sich bereits dem modernen Porzellan zugewendet hatte, nicht zu verlieren.

Die Verpflichtung des Künstlers Alf Wallander sollte auch für Rörstrand den Durchbruch auf internationaler Ebene bringen. Alf Wallander (*1862 in Stockholm; † 1914 ebd.) war Maler, Grafiker und Kunsthandwerker. Er studierte an der Königlich Schwedischen Akademie der Schönen Künste und bei Aimé Morot und Jean-Joseph Benjamin-Constant in Paris. Seine erste Salonausstellung hatte er 1889. Außerdem wurde er im selben Jahr auf der großen Pariser Weltausstellung für ein Pastellgemälde mit dem ersten Preis ausgezeichnet.

Er kehrte 1890 von Frankreich nach Schweden zurück und schloss sich der Künstlergruppe „Opponenterna“ an, die den Lehrmethoden der Schwedischen Akademie sehr kritisch gegenüberstand. Zudem war er auch Mitglied des Konstnärsförbundet, des schwedischen Künstlerverbandes. Von 1895 bis 1896 absolvierte er ein Studium der Radierung bei Axel Tallberg. 1896 wurde er Kunstassistent in der Porzellanmanufaktur Rörstrand, im Jahr 1900 wurde er zum künstlerischen Leiter ernannt. Ab 1908 war er auch bei der Kosta Glashütte als Entwerfer tätig. Von 1910 bis zu seinem Tod war er Kurator der gemeinnützigen Künstlerorganisation „Sveriges allmänna konstförening“ und unterrichtete Freihandzeichnen an der Technischen Schule. Seine Werke wurden auf diversen Ausstellungen in Frankreich, Deutschland und den Vereinigten Staaten ausgestellt.

Alf Wallander prägte ab 1896 durch seine künstlerischen Entwürfe und Modelle als freier Mitarbeiter die Produktion der Manufaktur Rörstrand. Angeregt durch dänische Produkte in Bezug auf die Unterglasmalerei und den Einfluss Frankreichs bei der plastischen Modellage führte er bei Rörstrand die Unterglasmalerei ein. Bevor er dort tätig wurde, beschäftigte er sich intensiv mit Kopenhagener Porzellan. Auf der Kunst- und Industrie-Ausstellung 1897 in Stockholm präsentierte die Manufaktur Rörstrand dreißig verschiedene Tafelservices aus Steingut und unterschiedlichen Porzellanen. Die modernen Schalen, Vasen und Flaschen von Wallander und anderen Mitarbeitern zeigten mit Unterglasurfarbe gemalte und oftmals reliefartig ausgeprägte Motive. Diese Modelle brachten den internationalen Durchbruch, der durch die Teilnahme an der Weltausstellung 1900 in Paris, 1902 bei der Ausstellung für moderne dekorative Kunst in Turin und der Weltausstellung 1904 in St. Louis, gefestigt wurde.

In dieser Tradition steht auch die kleine Libellentasse, die als Entwurf von Alf Wallender/Rörstrand die Jugendstil-Sammlung des Museums in Dortmund bereichert.