Seit Jahren erweist sich das Oeuvre Franz von Suppés als schier unerschöpfliche Fundgrube. Raritätenjäger Dario Salvi hat nun die komplette Musik zu Leonhart Wohlmuths Schauspiel „Mozart“ zutage gefördert.
Seine brillanten Ouvertüren sind bis heute populär und mit geistvollen Operetten wie „Bocaccio“ und „Fatinitza“ ist er auch auf den Theaterbühnen noch gelegentlich präsent. Doch Franz von Suppé war auch in nahezu allen anderen Genres zuhause. Er schrieb Opern, Kirchen- und Kammermusik, Lieder und wohl mehr als 180 verschiedene Bühnenmusiken.
Mit einer der meistaufgeführten begleitet er „Mozart“ (1854), ein Lebensbild des großen Komponisten aus der Feder des dichtenden Lehrers Leonhard Wohlgemuth. Mozarts Schwägerin Aloisia Weber hat hier das erste Wort und gibt gleich den betulichen Ton vor:
Es wird wohl schwer halten, in dieser künstlerischen Unordnung etwas zu finden. Oder der gute Mozart hat die Arie wieder einmal nicht geschrieben, wie das schon so seine Art ist.
Dergestalt geht es lange weiter, bis Joseph Haydn im Angesicht des gerade verblichenen Kollegen feststellt, dass dieser „den schönsten Tod“ gestorben sei. Nach dem „Requiem“ habe er ohnehin kein anderes Werk mehr schaffen können …
So bieder sich der Text durch Mozarts Leben schleppt, so inspiriert nutzt Suppé die Möglichkeit, mit den Geniestreichen seines berühmten Vorgängers zu jonglieren. Er sortiert Themen und Motive neu, schafft ungewöhnliche Verbindungen (etwa zwischen „Don Giovanni“ und „Der Entführung aus dem Serail“) und steuert hier und da eigene musikalische Ideen bei.
Wegen „Mozart“ muss die Musikgeschichte nicht umgeschrieben werden, aber ein hübsches, höchst unterhaltsames Potpourri ist es allemal. Dario Salvi und das Janáček Philharmonic Orchestra, die Violinistin Julie Svěcená und der Organist Pavel Rybka haben das gut 50-minütige Werk offenbar akribisch einstudiert. Ihre Darbietung wartet mit viel Schwung, einer Spur Noblesse und einem sehr differenzierten Klangbild auf, das schließlich auch dem Rausschmeißer zugute kommt. Die Ouvertüre zur Operette „Die Afrikareise“ (1883) zeigt Suppé einmal mehr als Meister einer Kleinform, die Großes erahnen lässt.
Franz von Suppé: Mozart. Incidental Music, Naxos