Carl Friedrich Abel, geboren vor 300 Jahren in Köthen, gehörte zu den kontinentaleuropäischen Musikern, die im 18. Jahrhundert auf der britischen Insel für Furore sorgten. Seine späten Sinfonien, die das Main-Barockorchester als Weltersteinspielungen vorstellt, führten ihren Schöpfer allerdings wieder in die alte Heimat.
Booklet-Autor Bernd Heyder geht davon aus, dass die Sinfonien WKO 37, 38, 39 und 41 bereits um 1780 bei den Abonnementskonzerten aufgeführt wurden, die Abel gemeinsam mit Johann Christian Bach veranstaltete. Zwei Jahre später nahm er sie dann wahrscheinlich mit auf eine Reise nach Berlin, wo sie dem musikbegeisterten Thronfolger vorgestellt werden sollten. Möglicherweise übernahm Friedrich Wilhelm bei dieser Gelegenheit auch die Cellopartie in der Sinfonia Concertante WKO 43, die das Mittelstück dieser Einspielung bildet. Alle fünf Werke wurden zu Abels Lebzeiten nicht gedruckt – die handschriftlichen Manuskripte befinden sich heute in der königlichen Musiksammlung der Berliner Staatsbibliothek.
Carl Friedrich Abel erlangte nicht nur als letzter großer Gambensolist Berühmtheit, sondern war auch als Komponist außerordentlich populär. Andernfalls hätten die „Bach-Abel-Konzerte“, die von den beiden Initiatoren immer wieder mit neuen Werken bedacht wurden, kaum mehr als zwei Jahrzehnte Bestand gehabt. Die lange Zeitspanne deutet aber auch darauf hin, dass sich die beiden Protagonisten nicht auf einem einmal entdeckten Erfolgsmodell ausruhten.
Tatsächlich zeigen Abels späte Sinfonien und die raffinierte Sinfonia Concertante eine erstaunliche Vielfalt im Hinblick auf ihre melodische Erfindungsgabe und Instrumentation. Allein die fünf langsamen Sätze weisen völlig unterschiedliche Charakteristiken auf – und das gilt auch für ihre temporeichen, ebenso anspruchsvollen wie unterhaltsamen Rahmenstücke. In der brillanten, perfekt auf Solo- und Zusammenklang abgestimmten Darbietung des Main-Barockorchesters klingen sie so frisch und unverbraucht, wie es von einem Festkonzert zum 300. Geburtstag wohl erwartet werden kann. Die umsichtige, inspirierende Leitung liegt in den Händen von Konzertmeister Martin Jopp.
Carl Friedrich Abel: The Late Symphonies, Accent