Der Ruhm seines Nachfolgers verdeckte lange den Blick auf sein eigenes opulentes Oeuvre. Doch mittlerweile ist Gregor Joseph Werner (1693-1766) ein wenig aus dem Schatten Joseph Haydns getreten. Dank der Bemühungen von Lajos Rovatkay, der mit dem Voktett Hannover und dem Ensemble „la festa musicale“ nun die dritte CD mit Werners außergewöhnlichen Werken vorlegt.
Über das Leben des Mannes, der Joseph Haydn, als Kapellmeister des Fürsten Esterházy voranging, wissen wir noch immer erstaunlich wenig und die Chancen, wenigstens seine überlieferten Werke in eine zeitliche Reihenfolge zu bringen, um daraus stilistische Entwicklungen abzulesen, sind gleich null. So vermitteln uns – wie im Fall der hier eingespielten Messen „Sunt bona mixta malis“ und „Post nubila phoebus“ – mitunter nur undatierte Abschriften ein Bild dieses Musikers, der 1728 nach Eisenstadt kam und dort bis zu seinem Tod im Jahr 1766 blieb.
Dieses Bild ist allerdings erstaunlich, denn Werners kompositorische Fähigkeiten scheinen gleich mehrere Epochen zu umfassen und von der virtuosen Aneignung des Palestrina´schen „Stile antico“ bis nahe an die Frühromantik zu reichen. Dabei bestechen seine Werke im Rahmen vergleichsweise bescheidener Besetzungen durch handwerkliche Meisterschaft und eine selten facettenreiche Erfindungsgabe.
Die „Missa solemnis“, der Werner den wolkenvertreibenden, die Sonne herbeisehnenden Untertitel „Post nubila phoebus“ gab, zeigt in knapp 30 Minuten alle Vorzüge seiner Musik, den strengen Satzbau, die ätherische Stimmführung und das raffinierte, höchst abwechslungsreiche Zusammenspiel von Solisten, Chorsängern und einem sehr überschaubaren, weniger als zehn Musiker umfassenden Instrumentalensemble.
Gregor Joseph Werner beherrschte aber auch die Kleinformen souverän und höchst virtuos. Das zeigen neben der rein instrumentalen „Sonata prima“, welche die Mitte des Albums bildet, insbesondere die vier Motetten, die der Gottesmutter Maria gewidmet sind. Diese Kleinodien empfindet sicher nicht nur ihr neuzeitlicher Anwalt Lajos Rovatkay als „tiefgreifendes musikalisches Erlebnis“. Zu einem solchen werden die Werke des unbekannten Weltmeisters vollends durch die herausragende Interpretation, die sie auf dieser CD erfahren. Neben der großartigen Sopranistin Magdalena Harer und ihren Mitstreitern Anne Bierwirth (Alt), Tobias Hunger (Tenor) und Markus Flaig (Bassbariton) begeistert das Voktett Hannover mit einer formvollendeten Darbietung, der die instrumentale Begleitung durch „la festa musicale“ in nichts nachsteht.
Gregor Joseph Werner: Masses and Motets, audite