Nashorn-Verwandte im Dienst der Artenvielfalt

Im Zoo kommen sie eher unauffällig daher, wenn sie – wie in Osnabrück – zusammen mit den Capybaras die Sonne genießen oder ein kühlendes Wasserbad nehmen. Doch die großen, grauen Flachlandtapire erfüllen in ihrer südamerikanischen Heimat eine wichtige Aufgabe für die Biodiversität. Aufgrund von Jagd und der Verknappung ihres Lebensraums gelten die großen Säugetiere laut Weltnaturschutzorganisation IUCN inzwischen als gefährdet.

Tapire gibt es in fünf Arten, unter denen die Flachlandtapire mit einer Schulterhöhe von 73 bis 120 Zentimetern zu den größten Vertretern gehören. Während sie nach der Geburt meist ein gestreiftes Fell tragen, wechselt die Farbe mit dem Erwachsenenalter zu einem bräunlich grauen Farbton, der insbesondere in schlammigen Uferlandschaften eine gute Tarnung bietet. Für Flachlandtapire, die immer in der Nähe von Wasser leben, ist das besonders praktisch.

Zu den nächsten lebenden Verwandten von Tapiren zählen übrigens Nashörner. Ihre Entwicklung trennte sich allerdings bereits vor etwa 47 Millionen Jahren. Es verwundert darum nicht, dass Tapire kein Horn tragen und auch sonst optische Ähnlichkeiten mit den Dickhäutern vermissen lassen. Dafür besitzen sie jedoch eine zum Rüssel verlängerte Nase, die zu ihren auffälligsten Merkmalen zählt. Die Nase hilft den Tapiren dabei ihre Nahrung besser zu greifen, wozu Wasserpflanzen Gräser oder verschiedene Früchte gehören.

Mit ihrem Fressverhalten nehmen Flachlandtapire eine wichtige Rolle bei der Verbreitung verschiedener Pflanzen ein, wenn auch eher unbewusst. Sie verspeisen Pflanzen und Früchte samt Samen und tragen diese auf ihren Wegen durch die Feuchtgebiete ihres tropischen Lebensraums weiter. Besonders verschiedene Palmfrüchte haben es den Flachlandtapiren dabei angetan. Da einige dieser Pflanzen Gifte in sich tragen, lecken Tapire an Salz oder offenen Bodenstellen. Über das Verhalten nehmen sie Mineralien auf, welche pflanzliche Giftstoffe unschädlich machen. Außerdem helfen die Mineralien beim Ausgleich des Stoffkreislaufs der Tiere.

Schwimmer und Taucher

Trotz ihrer Körperfülle und den schmalen Beinen, gelten Tapire als gute Schwimmer, die sogar tauchen können. Das Wasser spielt für sie dabei eine ganz entscheidende Rolle, da sie dies nicht nur zur Abkühlung nutzen, sondern sich bei Gefahr auch in das kühle Nass zurückziehen. Damit sie Fressfeinde nicht auf ihre Fährte locken, koten sie zudem fast ausschließlich im Wasser. Wer die Tiere im Zoo Osnabrück besucht, kann in ihrem Becken deshalb auch häufig große Köttel entdecken. Damit Tapire nicht im weichen Uferboden versinken, spreizen sich ihren Zehen beim Gehen auseinander. Flachlandtapire haben vorne vier Zehen, die mit Hufen verkleidet sind, hinten hingegen nur drei.

Begehrtes Jagdobjekt

Mit einem Gewicht von bis zu 250 Kilogramm gehören Flachlandtapire allerdings auch zu begehrten Jagdobjekten von Menschen. In vielen Ländern Südamerikas ist Einheimischen die Jagd erlaubt. Das Fleisch und Fell der Tiere wird auf lokalen Märkten verkauft oder für den Eigenbedarf verwendet. Neben der Bejagung greift der Mensch aber auch durch den Bau von Straßen und der Bebauung von Land sowie durch die Rodung von Wäldern in das Leben der Tiere ein. Populationen werden dadurch immer stärker voneinander isoliert, was zu einer Minderung des Genpools führt und die Gefahr von Inzucht und Krankheiten steigen lässt. Laut IUCN gelten Flachlandtapire als „gefährdet“, genaue Populationszahlen liegen jedoch nicht vor.