Neue Rhythmen und ungewöhnliche Flugobjekte

Im dritten Teil unserer kleinen Reihe „Amerika lässt grüßen“ gibt es mächtig Ärger, den wir auf einer Postkarte sehen können. Warum dem Ragtime anfangs nicht nur Herzen, sondern auch Eier und Bananen entgegen flogen, erläutert wieder Frau Prof. Giesbrecht, die Stifterin des Archivs Historische Bildpostkarten.

Der Verlag Bamforth & Co lässt mit dieser Karte wissen, dass das 20. Jahrhundert in den USA eine neuartige Klaviermusik hervorgebracht hat. Es ist der Ragtime mit seinen Melodie-Synkopen, die dem gleichmäßigen Marschrhythmus überraschende Akzente verleihen und anfangs so manchen Hörer verstört haben.

Heute regt sich niemand mehr über diesen Vorläufer des Jazz auf, damals aber musste man mit heftigen Reaktionen des Publikums rechnen, wie hier zu erkennen ist. Der Pianist hat die Hände noch auf den Tasten, als offenbar das Publikum protestiert und mit Gegenständen nach ihm schmeißt. Ein Schuh fliegt – mit Brass, wie man sieht – an ihm und seinen aufgeregten Mitstreitern vorbei.

Der Boden der Bühne ist übersät mit ausgelaufenen Eiern, Bananen, einer Mohrrübe und einem Salatkopf – es scheint sich nicht gerade um ein sehr „feines“, aber sichtlich erzürntes Publikum zu handeln. Dem Pianisten entgleisen, ähnlich wie den anderen Personen auf der Bühne, die Gesichtszüge und die Haare stehen ihm vor Schreck zu Berge. Der weiß geschminkte „Clown“ im grünen Frack und einer überdimensionalen Fliege unter dem Kinn hält sich dicht und Schutz suchend hinter ihm und lächelt verzerrt.

Über so eine Szene hätte sich Scott Joplin wohl amüsiert. Seine Ragtime-Kompositionen, vor allem sein „Klassiker“ „Der Entertainer“ aus dem Jahr 1902, fanden begeisterte Zustimmung.