Elfrida Andrée (1841-1929) spielte eine zentrale Rolle im schwedischen Musikleben – und in der sich formierenden Frauenbewegung. Hermann Bäumer und das Norrköping Symphony Orchestra stellen ihre 1. Symphonie und die Suite aus der Oper „Fritiofs Saga“ vor.
1857 wandte sich Elfrida Andrée an König Oskar I. von Schweden und Norwegen, um als erste Frau für ein Organistenamt zugelassen zu werden. Ohne Erfolg, und auch ihre Bewerbung um eine Stelle als Telegrafin scheiterte – unter dem fadenscheinigen Vorwand, dass sie die biologischen Voraussetzungen nicht erfüllte. Doch die vielseitig Begabte ließ sich nicht beirren. Wenige Jahre später wurde Andrée die erste Telegrafin Schwedens und außerdem die erste Domorganistin ihres Landes, wahrscheinlich sogar ganz Europas.
Die gut dotierte Stelle in Göteborg behielt die 1841 in Visby geborene Elfrida Andrée bis zu ihrem Tod im Jahr 1929, doch sie war auch als Komponistin, Dirigentin, Chorleiterin, Pädagogin oder Organisatorin großer Konzertprogramme tätig. Dabei ging es Andrée nicht allein um das persönliche Wohlergehen, die Tochter eines liberalen Elternhauses wollte Teil einer Frauenbewegung sein, die sich für Gleichberechtigung, Anerkennung und Respekt einsetzte.
Gegen vielerlei Widerstände erarbeitete sich Elfrida Andrée eine einflussreiche Position im schwedischen Musikleben. Die erste Symphonie einer schwedischen Komponistin stammte aus ihrer Feder und wurde 1869 in Stockholm uraufgeführt. In der Folgezeit schrieb sie weitere Orchesterwerke, aber auch Kammermusik, Orgelwerke, Messen und die Oper „Fritiofs Saga“ nach einem Text von Selma Lagerlöf.
Ihr wohl ambitioniertes Werk wurde erst 2019 aufgeführt – und das auch nur in einer konzertanten Fassung. Die fünfsätzige „Fritiof“-Suite fand dagegen schon zu Lebzeiten Andrées Beachtung. Das Norrköping Symphony Orchestra zelebriert den Extrakt des Liebes- und Wikingerdramas unter der Leitung von Hermann Bäumer stimmungsvoll und angemessen romantisch, ohne dabei in einen dickflüssigen Klangbrei zu versinken.
Sehr flüssig und transparent gestalten Dirigent und Orchester auch die 1. Symphonie, die Elfrida Andrée in späteren Jahren als „Jugendwerk ohne Hemmungen und Grenzen“ abtat. Die Hörer des 21. Jahrhunderts dürften diese Einschätzung kaum teilen, sondern das gut 30-minütige Werk eher als konventionell empfinden. Seine anmutigen Themen, die eigenwillige Instrumentation und der unwiderstehliche Schwung eines ersten Auftritts machen es gleichwohl zu einem reizvollen, höchst unterhaltsamen Erlebnis.
Elfrida Andrée: Symphonie Nr.1; Fritiof-Svit, cpo