Zimtsterne, Vanillekipferl oder die klassischen Plätzchen zum Ausstechen – in diesen vorweihnachtlichen Tagen und Wochen ist für jeden etwas dabei. Aber seit wann gehört das Plätzchenbacken eigentlich zu unserer Adventszeit?
So richtig beliebt wurde das Plätzchenbacken in der Vorweihnachtszeit erst im 19. Jahrhundert, obwohl das winterliche Kekse-Essen vermutlich bereits im Mittelalter von Bedeutung für die Menschen war. Die Tatsache, dass es damals noch keine Kühlschränke gab, sorgte dafür, dass die Menschen sich anders behelfen mussten, um im Winter genügend Nahrung zu sich nehmen zu können. Mit Hilfe von besonderen Konservierungspraktiken – wie z.B. dem Trocknen von Obst, dem Einkochen von Gemüse oder dem Pökeln von Fleisch – wurden die Lebensmittel länger haltbar gemacht. Zudem legte man sich bereits im Sommer und Herbst so viele Fett-Reserven wie möglich zu, damit man während des nahrungsarmen Winters nicht zu viel Gewicht verlor. In diesem Zusammenhang waren Plätzchen im Winter eine ideale Nahrungsquelle, da sie lange haltbar waren und viel Fett enthielten.
Also hatten Kekse in der Weihnachtszeit für die Menschen in früheren Zeiten eine essenzielle Bedeutung für die Nahrungsversorgung und nicht die Aufgabe, die Weihnachtsstimmung zu verstärken. Im Gegensatz zu unseren aktuellen Standards war der Winter eine Zeit der Nahrungsentbehrung und nicht eine des übermäßigen Konsums in allen Bereichen. Heutzutage sind wir beim Betreten der Supermärkte bereits ab Mitte Oktober mit dem Angebot an weihnachtlichen Leckereien überflutet. Somit fällt es den meisten Menschen in der Adventszeit zunehmend schwer sich gesund zu ernähren.
Kekse am Baum
Als die Lebensmittel im Winter nicht mehr so knapp waren, wurden die selbstgebackenen Plätzchen zunehmend, zusammen mit Nüssen und Äpfeln, als Christbaumschmuck verwendet. Aber seit wann gibt es die Tradition des Weihnachtsbaumes eigentlich? Bereits in der Zeit vor Christus wurden in der Winterzeit dauergrüne Pflanzen und Bäume – wie z.B. Fichten und Tannen – ins Haus geholt, um an das Leben und die Hoffnung zu erinnern. Also schmückten bereits die Römer ihre Häuser im Winter mit Lorbeerzweigen. Im Mittelalter wurde es dann immer üblicher, dass Bäume geschmückt wurden – im Mai der Maibaum und im Dezember der Weihnachtsbaum. Der Weihnachtsbaum sollte auch an den Baum der Erkenntnis aus dem Garten Eden erinnern. Daher wurden an ihm Äpfel und selbstgebackene Kekse befestigt, um das biblische Paradies abzubilden.
Die einst für die Nahrungsversorgung relevanten selbstgebackenen Kekse entwickelten sich so zum gern gesehenen Christbaumschmuck und bis heute zum Weihnachtsstimmungsmacher schlechthin. Ob man sich nun industriell gefertigte Kekse aus dem Supermarkt kauft oder selbst die Keksausstecher auspackt, ändert nichts daran, dass Plätzchen aus unserer Adventszeit nicht mehr weg zu denken sind.
Die hier abgebildeten Metallausstecher sind eine private Schenkung an das Museum Industriekultur Osnabrück und wurden im Zeitraum zwischen 1930 und 1949 produziert. Das Exponat befindet sich seit Anfang 2021 in der Sammlung des Museums und ist auch aufgrund der Originalverpackung eine wertvolle Bereicherung des Bestandes.