Pye und sein Berg

Vom nördlichsten und zugleich höchstgelegenen Stadtteil Osnabrücks kann man bei gutem Wetter bis nach Lingen sehen. Lange Zeit war Pye ein eigenständiges Dorf im Landkreis Osnabrück, 1972 wurde es eingemeindet.

Pye hat rund 3.000 Einwohner, es gibt keinen Supermarkt und wenn Kinder weiterführende Schulen besuchen wollen, müssen sie ein Stück fahren. Lebenswert ist der Stadtteil trotzdem und der Piesberg, auf dessen Gipfel sich vier Windräder drehen, sorgt an Wochenenden dafür, dass jede Menge Besuch kommt.

Schon immer bildeten Pye und der Piesberg eine Einheit. Mit einer Höhe von 188 m überragt er die Landschaft, aber bei näherem Hinsehen erinnert der Berg an einen hohlen Zahn. Hier wurde bis ins 20. Jahrhundert Kohle unter Tage abgebaut, und die älteren Osnabrücker erinnern sich noch an die große Mülldeponie von Stadt und Landkreis, die bis 2006 betrieben wurde.

Wie kam das Dorf Pye zu seinem Namen? Die Vermutung, dass der Piesberg von „Pyes Berg“ abzuleiten ist, liegt auf der Hand. Der Historiker Herrmann Jellinghaus verweist auf eine Quelle von 1160, in der Pye erstmals beschrieben wurde, allerdings in der ursprünglichen Form von „pythe“. Im Laufe der Jahrhunderte unterlag dieser Name weiteren Veränderungen, nämlich von „pithe“ (1209) zu „pede“ (13. Jahrhundert) über „piehe“ (1650), bis endlich der jetzige Name „pye“ (1772) auftaucht.

Der Gleichklang von „pythe“ und Pütt verlockt dazu, einen Zusammenhang herzustellen. Der erscheint auch nicht ganz abwegig, da der Kohleabbau in offenen Gruben, also Pütten, in Pye schon sehr früh nachgewiesen ist. Urkundliche Zeugnisse finden sich zwar erst 1461, eine frühere Nutzung der Piesberger Anthrazitkohle ist jedoch nicht unwahrscheinlich.

Günther Wrede, der die überlieferten Zeugnisse kritisch untersucht hat, ist ebenfalls auf die Ortsnamen „pithe“ (1160) und „pede“ (13. Jahrhundert) gestoßen. Er deutet diesen Begriff im Sinne von zähem Tonlehm. Demnach könnte der Name des Piesberges aus dem Namen Pedeske-Berg hervorgegangen sein.

Einen anderen Ursprung vermutet die Sprachwissenschaftlerin Kirstin Casemir. Sie weist auf ein Schriftstück aus dem Kloster Corvey (15. Jahrhundert) hin, wo der Name „pathi“ auftaucht. Dieser Beleg wird dort zu Pye gestellt. Pathi wiederum ist mit dem Wort Pfad verwandt, was auf einen begehbaren Weg deutet. Im weitesten Sinn wäre dann Pfad auch für ein schwieriges Gelände oder hügeliges Gebiet anzuwenden. Und da könnte sich der Kreis zum Piesberg schließen, der aller Wahrscheinlichkeit nach Pyes Berg war und ist.