Eduard Franck spielt immer noch eine Nebenrolle auf der Musikbühne des 19. Jahrhunderts. Aber das Interesse hält an. Jetzt liegen die Klavierkonzerte in d-moll und C-Dur auf CD vor.
Neben den Gipsbüsten sei noch Platz und Eduard Franck habe ihn verdient, mahnte Werner M. Grimmel in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ schon vor 20 Jahren. Dem Aufruf und den publizistischen Bemühungen der Franck-Nachfahren Paul und Andreas Feuchte folgten Neueditionen seiner Werke, aber auch einige Konzerte und CD-Aufnahmen. Der Komponist, der bei Felix Mendelssohn Bartholdy in die Lehre ging und später vor allem in Köln, Bern und Berlin wirkte, blieb für das breite Publikum trotzdem ein Unbekannter.
Es ist eben kein leichtes Unterfangen, einen Künstler dauerhaft wiederzuentdecken, der selbst wenig Interesse hatte, permanent im Blickpunkt der Öffentlichkeit zu stehen, und nach seinem Tod schnell vergessen wurde. Vor allem wenn er nicht als Begründer oder entscheidender Vertreter einer Epoche ins kulturelle Gedächtnis zurückkehren kann.
Die zahlenmäßig überschaubaren, aber äußerst rührigen Franck-Freunde schrieben ihm deshalb eine Vermittlerrolle zu – zwischen Mendelssohn Bartholdy und Schumann auf der einen, Brahms und Bruckner auf der anderen Seite. Ob es zwischen diesen Heroen überhaupt einen Missing Link gab, der gesucht und gefunden werden musste, ist natürlich die Frage. Deuten doch auch die Umstände, unter denen Francks bis vor kurzem noch verschollene bzw. ungedruckte Klavierkonzerte wiedergefunden wurden, eher auf Glücksfälle der Musikgeschichte als auf zwingende Notwendigkeiten hin.
Anders gesagt: Man braucht die Konzerte dieses fast verschollenen Romantikers nicht wirklich, um die Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts zu verstehen. Aber es wäre äußerst schade, würden seine Werke weiter ungedruckt in Bibliotheken liegen – selbst wenn es so namhafte sind wie die der Accademia di Santa Cecilia in Rom.
Das Mitte der 1840er Jahre entstandene Konzert in d-moll und sein spätes Pendant in C-Dur (1879) zeugen von einem originellen Komponisten, der nicht das schnelle thematische Erfolgserlebnis sucht. Franck nimmt längere Anläufe, lässt mitunter wie zufällig Akkorde fallen, spinnt dann wieder feinsinnige Dialoge zwischen Klavier, Streichern oder Bläsern, wagt aber auch emphatische Steigerungen, die freilich immer einen noblen Gestus behalten.
Obwohl Franck selbst ein brillanter Pianist war und der Solist in beiden Konzerten ausreichend Gelegenheit bekommt, seine Virtuosität unter Beweis zu stellen, wird hier doch mehr erzählt als geglänzt und deshalb auch mehr überzeugt als imponiert.
Georg Michael Grau verfügt über die Technik, aber auch über die Souveränität und das Feingefühl, um all diese Aspekte in die Balance zu bringen. Das fast übergangslose Wechselspiel zwischen lyrischen und rhythmisch geprägten Passagen gelingt mit der Franck-erfahrenen Württembergischen Philharmonie Reutlingen unter Fawzi Haimor besonders eindrucksvoll. Solist und Orchester ergänzen sich aber auch dann, wenn sie gerade ohne ihr Pendant im Einsatz sind, wie – unter anderem – im wundervollen Adagio-Intermezzo des C-Dur-Konzertes nachzuhören ist.
Eduard Franck: Piano Concertos 1 & 2, cpo