Routine hilft der Schreibkreativität

Wer sich im Lockdown vorgenommen hat Sport zu treiben, fünf Kilo abzunehmen oder eine vierte Fremdsprache zu lernen, wird schnell merken (oder in zahlreichen Blogs zum Thema lesen): Am besten geht es mit Routinen. Und das stimmt auch!

Wir alle sind Gewohnheitstiere und müssen uns, wenn wir etwas Neues machen wollen, immer erst mit unserem inneren Schweinehund arrangieren. Es ist stets leichter, etwas nicht zu tun, als es anzufangen. Deshalb können uns Routinen helfen am Ball zu bleiben.

Auch große Autoren hatten ihre Schreibroutinen: Von Friedrich Schiller ist überliefert, dass er faule Äpfel in der Schreibtischschublade hatte – dieser spezielle Duft soll ihn beim Schreiben inspiriert haben. Charles Dickens wollte eine zusätzliche Tür in seinem Arbeitszimmer, um absolute Ruhe zu haben. Thomas Mann soll täglich von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr geschrieben haben. Gary Larsson sagt zu seinem Schaffen: „Ich ziehe mir ein paar Tassen Kaffee rein und dann läuft es fast wie von selbst.“ Wer mehr über die Schreibroutinen von bekannten Künstlern wissen will, wird hier fündig: keinundaber.ch/de/literary-work/musenkuesse/

Wir sehen also, dass die Schreibroutinen vollkommen unterschiedlich sein können, aber gemeinsam ist ihnen, dass es sie als Routine gibt. Unser Gehirn macht zwar zum Großteil, was es will, aber es gibt eben auch ein paar Möglichkeiten, unser Gehirn zu trainieren. Routinen zu entwickeln ist eine einfache Methode, um es in die richtige Richtung zu lenken.

Dabei ist es fast egal, wie man sich die eigene Schreibroutine einrichtet, wichtig ist nur, dass sie für einen selbst möglichst angenehm sein sollte und dass man sie auch regelmäßig durchführt. Denn für uns (und für unser Gehirn), ist es so, dass Gewohnheiten aus Tätigkeiten entstehen, die wir wieder und immer wieder tun, bis sie uns selbstverständlich geworden sind. Und wenn wir gewohnheitsmäßig schreiben, ist das keine schlechte Sache.

Der Zeitpunkt, die Musik, der Drink

Meine eigene Schreibroutine ist recht simpel, funktioniert aber einwandfrei: Selber Zeitpunkt (im Moment abends, wenn die Kinder schlafen), selbe Musik (bei youtube gefunden, nennt sich „Programming / Coding / Hacking music vol.18“, würde ich sonst nie im Leben hören, hat sich aber für mich als geeignet erwiesen), selber Drink (meist ein Abendtee vom Wochenmarkt, manchmal auch etwas anderes), selbe Dauer (60 bis 90 Minuten).

Was vielleicht für manche langweilig oder unkreativ klingt, funktioniert für mich und viele andere Schreibende, die ich kenne, ziemlich gut. Bei mir ist es so: Kaum steht der Tee da und die Musik im Kopfhörer geht los, verstummt der Alltag und ich bin ganz im Schreiben.

Gute Ideen gibt es viele und überall, sie müssen nur wissen, wo sie uns finden können. Und deshalb ist es sinnvoll, regelmäßig am selben Ort zur selben Zeit zu sein, denn das spricht sich bei den Ideen rum, dass da jemand verfügbar ist …

„Done is better than perfect!“

Und es soll beim Schreiben auch nicht um Perfektion gehen. Ein weißes, leeres Blatt ist perfekt, aber noch keine Story. Jede Geschichte auf dem Papier ist mehr als keine Geschichte auf dem Papier. Es ist wichtig, ins Machen zu kommen. „Done is better than perfect!“, hat mein Kollege Malte von Tiesenhausen immer gesagt, einer der besten Graphic-Recorder, die ich kenne und mit dem ich über einige Jahre zusammen Workshops gemacht habe.

Das Wichtigste an der Routine? Anfangen!