Schön verpackt – Die Kartonagenfabrik Freund

Über Verpackungen wird viel diskutiert, sei es über ihre Nachhaltigkeit, über „Mogelpackungen“ oder über ihr Design. Fest steht jedoch, dass Verpackungen wichtig und meistens notwendig sind. Sie dienen zum Schutz, zur besseren Handhabung, zum Transport sowie als Informations- und Werbeträger. Als Materialien werden insbesondere Glas, Metall, Karton, Papier, Holz und Kunststoff verwendet. Zudem verraten Aufschrift und Design von Verpackungen viel über Zeitgeist und gesellschaftliche Entwicklungen, vor allem im Bereich des Konsums.

Ein Unternehmen, das seine Wurzeln in Osnabrück hatte, und sich über 100 Jahre mit dem Thema Verpackungen aus Karton und Wellpappe auseinandersetzte, war die Kartonagenfabrik Freund. Das 1908 in der Herderstraße gegründete Unternehmen stellte in seinen Anfängen zunächst Bilderrahmen und Werkzeuge für Kartonagenfabriken her. Schon zwei Jahre später entschloss sich der Gründer, Friedrich Freund, auch die Fertigung von Kartonagen aufzunehmen und verlagerte seinen Standort zugleich in die Spindelstraße 21. Schachteln für Hüte und Zylinder waren seinerzeit der Verkaufsschlager. Die positive Entwicklung der Firma hielt bis zum 2. Weltkrieg an. Die Gebäude wurden am Palmsonntag 1945 vollständig zerstört.

Danach heißt es: Neuanfang unter schwierigen Bedingungen. Rohstoffmangel, Stromsperren, Transportschwierigkeiten. Verpackungen sind so rar, dass sie zu einer Art Zahlungsmittel werden. Erst die Währungsreform 1948 bringt die Wende. Geradezu seismographisch lässt sich an den Verpackungen der langsam einsetzende Aufschwung ablesen. Auch für die Firma Freund geht es bergauf. 1955 zieht das Unternehmen in die Iburger Straße 31/33 um – in eine 1.000 qm große Produktionshalle. Anstelle von Kartonagen stand nun die Produktion von Faltschachteln im Fokus, die im eigenen Unternehmen werbewirksam bedruckt werden konnten. Ein Großteil der Produkte bestand aus Schinkenverpackungen, Tellern für Würstchen sowie den beliebten Weihnachtstellern.

Die Kartonagen- und Pappteller-Fabrik Freund in der Herderstraße (Osnabrück, 1908)

Ende der 1980er Jahre deutete sich abermals ein Standortwechsel an, da die Fläche an der Iburger Straße für die notwendige Kapazitätserweiterung nicht geeignet war. Von der Stadt ging es raus nach Georgsmarienhütte, an die Raiffeisenstraße 31-33. Hier stand dem Unternehmen eine Fläche von über 4.000 qm zur Verfügung. Mit 75 Beschäftigten begann die Herstellung von verschiedensten Produkten, insbesondere von Faltschachteln, Displays und Versandschachteln. Jährlich wurden dabei ca. 3.500 t Pappe verarbeitet.

Die Kunden des Unternehmens kamen im Wesentlichen aus der Markenartikelindustrie mit Schwerpunkt im Nahrungsmittel-Bereich: Coppenrath & Wiese, Storck, Fuchs, Homann und viele weitere. Daneben wurden Verpackungen für Haushaltswaren, Elektrogeräte und Aquaristikbedarf hergestellt. Auch bekannte Konzerne wie Henkel und Persil hatten bereits ihre Verpackungen bei Freund designen und produzieren lassen.

Ende 2020 war nach über 100 Jahren für das Unternehmen Freund, das mittlerweile an vier Standorten in Deutschland produzierte, Schluss. Es wurde vollständig von den Delkeskamp Verpackungswerken GmbH mit Sitz in Nortrup übernommen.