Winter ist die Zeit der Einkehr, der Stille. Die Tiere im Garten suchen nach einem geschützten Platz. Die Bäume werfen die Blätter ab und man sieht ihre andere Gestalt, die Struktur des Stamms und der Äste, die im Sommer unsichtbar sind. Es scheint, als ob alles nur darauf wartet, dass die kalte Zeit vorbeigeht und es wieder so wird wie zuvor. Es gibt aber Pflanzen, die erst in der winterlichen Jahreszeit blühen wie die Christrose – oder aber ihre Früchte tragen wie die Schneebeere.
Es gibt sogar Samen, die einen kalten Winter benötigen, um überhaupt auszukeimen – wie zum Beispiel die Kastanie, die Haselnuss oder Apfelbäume. Der Sinn dahinter ist, dass die Saat nicht im Herbst auskeimt und dann als junger Sprössling der Winterkälte ausgesetzt ist. Deshalb findet man auf einigen Samentütchen den Hinweis, dass man sie vor dem Auskeimen für eine gewisse Zeit in den Kühlschrank legen soll. Wir sehen also, dass der Winter für die Natur nicht nur eine Pause darstellt, sondern für einige Prozesse notwendig ist, damit sie überhaupt losgehen können.
Für unser Schreiben können wir diese Beobachtung nutzbar machen, wenn wir überlegen, was vielleicht sogar besser wird, wenn wir eine Pause einlegen. Das Erste, was mir einfällt (und zwar direkt auf der handwerklichen Ebene) sind natürlich unsere Texte selbst, die von Pausen profitieren, besonders wenn es um längere Stories geht.
Das zweite, was mir in den Sinn kommt, sind große Entscheidungssituationen, bei denen wir die Konsequenzen nicht absehen können, da sie zu vielfältig sind: Soll ich (wieder) heiraten? Soll ich meinen Job kündigen? Soll ich aufs Land oder in die Stadt ziehen? Soll ich Kinder bekommen? Je mehr wir über diese Fragen nachdenken, desto unübersichtlicher wird oft die Lage.
Die Jahreszeiten-Geschichte
Wie wäre es also mit einer Story, die so eine Entscheidung thematisiert und sich dabei an den Jahreszeiten orientiert? Im Sommer kommt die neue (lebensverändernde) Idee und scheint ganz wunderbar zu sein. Im Herbst wird sie überdacht und wirkt plötzlich kompliziert, schwierig und kaum realisierbar. Im Winter wird fast gar nicht mehr an sie gedacht. Alles kommt nun (scheinbar) zum Erliegen – aber nur, um im Frühling gereift, verändert, besser und klarer wieder aufzutauchen.
Probieren Sie es doch einmal aus 😉