Zum Jahresende blättern wir nach längerer Zeit einmal wieder im Goldenen Buch der Stadt Münster. 1965 notierte ein Komponist hier seine Erkennungsmelodie.
„O Fortuna velut luna“ – mit diesen Worten beginnt das bis heute bekannteste Werk von Carl Orff, die szenische Kantate „Carmina Burana“. Sie basiert auf einer mittelalterlichen Sammlung weltlicher und geistlicher Lieder, die 1803 in der Bibliothek des Klosters Benediktbeuern gefunden wurde. Orffs Fassung entstand 1936/37 und avancierte zu einem der populärsten Werke des 20. Jahrhunderts.
Der Komponist feierte auch mit den Märchenopern „Der Mond“ und „Die Kluge“, der Vertonung antiker Dramen oder als Musikpädagoge mit seinem bekannten „Schulwerk“ große Erfolge – nicht nur in der Bundesrepublik, sondern schon während des Dritten Reiches, als sich der nicht unbedingt linientreue, aber stets auf den eigenen Vorteil bedachte Künstler in den faschistischen Kulturbetrieb einspannen ließ.
Am 14. November 1965 besuchte Carl Orff das „Cäcilienfest“ im westfälischen Münster und nahm als Ehrengast an einem Festkonzert in der auserkauften Halle Münsterland teil. Auf dem Programm standen neben der Kantate „Trionfo di Afrodite“ auch die „Carmina Burana“, die vom Publikum begeistert gefeiert wurden.
Anschließend erhielt Orff im Münsteraner Friedenssaal die Ehrenmitgliedschaft der Städtischen Bühnen, außerdem trug er sich mit seiner vierten Ehefrau Liselotte in das Goldene Buch ein. Auf der oberen Seitenhälfte skizzierte er die Noten, die ihn in aller Welt berühmt gemacht hatten.