Schriftzeichen: Hepzibah und Yehudi Menuhin

Er war einer der größten Geigenvirtuosen des 20. Jahrhunderts, doch Deutschland verdankt ihm nicht nur musikalische Sternstunden. Yehudi Menuhin (1916-99) war der erste jüdische Künstler von Weltgeltung, der nach 1945 Konzerte in dem Land gab, das die Verantwortung für Krieg und Holocaust trug.

Menuhin, der als 11-Jähriger in der Carnegie Hall debütierte und mit Beethovens „Violinkonzert“ einen beispiellosen Triumph feierte, sorgte nicht nur als genialer Musiker, sondern auch mit seinem leidenschaftlichen Einsatz für Frieden und Aussöhnung, Demokratie und Menschenrechte für Aufsehen. Dabei stellte er sich immer wieder schwierigen Debatten, etwa wenn es um die Aufarbeitung des Holocaust, eine Zwei-Staaten-Lösung für Israel oder die Rechte der Roma ging.

Am 17. Februar 1960 gastierte der große Musiker und Humanist in der restlos ausverkauften Halle Gartlage in Osnabrück. Mit seiner Schwester Hepzibah Menuhin (1920-81) spielte er Werke von Bach, Brahms und Beethoven und riss das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin.

„Nicht enden wollende Beifallskundgebungen und Bravorufe“, notierte der Kritiker des „Osnabrücker Tageblatts“, der die Schwester als „kongeniale Mitgestalterin“ erlebte. Sicher zu Recht, denn Hepzibah war auch ohne ihren Bruder eine international gefragte Interpretin.

In Osnabrück traten die beiden aber – wie so oft – zusammen auf und zelebrierten nach Ende des offiziellen Programms noch Zugaben von Mozart und Beethoven. Beide Menuhins trugen sich am 18. Februar in das Goldene Buch ein und bekamen zur Erinnerung einen Bildband über die Friedensstadt geschenkt.