Schriftzeichen: Theodor Heuss

Er war der erste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland und beliebt wie kaum einer seiner Nachfolger. Dabei war ihm die biedermeierliche Verklärung als „Papa Heuss“ erklärtermaßen „unausstehlich“.

Während viele Deutsche in ihm die sonore Großvater-Figur sahen, die ihr politisches Leben nach der Katastrophe der nationalsozialistischen Herrschaft wieder in ruhigere Bahnen lenken sollte, blickte Theodor Heuss auch auf die stete Gefährdung der Demokratie, deren Errungenschaften immer wieder verteidigt werden müssen.

Wie schwierig der aufrechte Gang in Zeiten der Unterdrückung durchzuhalten war, wusste Heuss aus eigenem Erleben. Hatte er doch 1933 als Mitglied der Deutschen Staatspartei dem Ermächtigungsgesetz zugestimmt – – um sich dem Fraktionszwang zu beugen, wie er später erklärte. Auch in der Folgezeit musste Heuss  schwierige Kompromisse schließen. Gleichzeitig gehörte er zu den gefährdeten Gegnern des Nationalsozialismus, wenn auch nicht zu den aktiven Widerstandskämpfern.

Umso entschiedener war Heuss nach 1945 bemüht, sein Land in den Kreis der zivilisierten Völker zurückzuführen und in seiner eigenen politischen Haltung deutlich erkennbar zu sein. „Ich kämpfe seit Jahren gegen dieses Papa-Gerede, das mir unausstehlich ist. Die sanften Filzpantoffeln, die man jetzt meinem geschichtlichen Bild unterschieben will, lehne ich ab“, schrieb er an Außenminister Gerhard Schröder.

Der Osnabrücker Stadtrat entschied im November 1955 einstimmig, Theodor Heuss die Justus-Möser-Medaille zu verleihen. Die höchste Auszeichnung der niedersächsischen Kommune ging dabei nicht nur an den amtierenden Bundespräsidenten wegen seiner politischen Verdienste um den Aufbau einer demokratischen Nachkriegsgesellschaft.

Als Autor hatte er dem in Osnabrück geborenen Juristen, Schriftsteller und Staatsmann Justus Möser in seinem 1947 erschienenen Buch „Deutsche Gestalten. Studien zum 19. Jahrhundert“ ein publizistisches Denkmal gesetzt. Theodor Heuss nahm die Ehrung am 26. Juni 1956 entgegen und trug sich bei dieser Gelegenheit in das Goldene Buch ein.