Schwimmende Pianos und schreiende Möwen

Zum 23. Mal stehen auf der Halbinsel Fischland-Darß von Juni bis September 2024 zahlreiche Outdoor-Konzerte an außergewöhnlichen Orten auf dem Programm. Um die 3.000 Besucher zählt der Veranstalter der „Naturklänge“, der Regionale Tourismusverband Fischland-Darß-Zingst e. V., bei seiner jährlichen Konzertreihe. Allein zum Abschlusskonzert am Hohen Ufer bei Wustrow pilgern inzwischen gut 1.000 Gäste.

Selbst Mücken, Regen und Sturm konnten den Erfolg der einzigartigen Outdoor-Konzertreihe „Naturklänge“ auf der Halbinsel Fischland-Darß nicht verhindern. Im Gegenteil: Musik in und mit der Natur, inklusive der Geräusche von Vögeln, Wind, aber auch der Invasion von Mücken oder der Gefahr von Regengüssen, auf eigener Picknickdecke, wenn man mag – diese etwas anderen Konzerte konnten sich längst eine große Schar an Stammgästen erspielen.

Urknall dieser besonderen Konzertreihe sei das Konzert „Swimming Piano“ auf dem See des Schlosses Schlemmin gewesen, erzählt Lutz Gerlach, Mitinitiator und seit Beginn künstlerischer Leiter der „Naturklänge“. Eine schwimmende Bühne, auf der ein Flügel stand und musiziert wurde. Aus diesem Konzertaufbau entwickelte sich die inhaltliche Konzeption der „Naturklänge“. Der Musiker Gerlach will unterschiedliche Musiksparten zusammenführen, von Klassik über Jazz und Blues hin zu Chansons und Volksliedern. Für diese musikalischen Perlen öffnet die Natur ihre Bühne. Ausgewählt werden außergewöhnliche Orte, sehr gerne auch relativ unbekannte Orte im Hinterland, zu denen die Urlaubsgäste aus den klassischen Badeorten an der Ostsee normalerweise nie fahren würden. Unbekannte Orte und Musiker, so können und sollen Überraschungsmomente geschaffen werden.

„Die ‚Naturklänge‘ verzaubern ihr Publikum, vernetzen regionale touristische Akteure und werben für die Urlaubsregion. Wunderbare Musik in wunderbarer Natur – ein Konzept, das alle Beteiligten jedes Jahr aufs Neue begeistert und aus dem Veranstaltungskalender nicht mehr wegzudenken ist“, beschreibt Simone Marks vom Tourismusverband Fischland-Darß-Zingst e.V. die große Bedeutung der Konzertreihe für den Tourismus. Das sieht Andrea Krüger von der Kurverwaltung Ahrenshoop ähnlich: „Die Konzertreihe entführt Besucherinnen und Besucher der Region in landschaftlich schöne Ecken, die vielleicht bisher noch unentdeckt blieben und lässt diese durch den Konzertgenuss gefühlsbetonter erleben.“

Konzert am Steilufer

Die Durchführung stellt alle Beteiligten jedes Jahr aufs Neue vor große Herausforderungen. Die Aufführungsorte müssen gefunden, die Finanzierung muss geregelt werden und nicht zuletzt müssen die geeigneten Musiker gefunden werden. Dazu sorgen die Kurverwaltungen Ahrenshoop und Wustrow sowie unzählige Menschen vor Ort mit ihrem Engagement dafür, dass die beliebte Konzertreihe stattfinden kann.

Einen Faktor aber, können sämtliche Akteure nicht beeinflussen: Natur und Wetter bestimmen den Charakter der Konzerte maßgeblich mit. „Sonne und Windstille lockt viele Besucher an, bei Sturm und Regen bin ich der Buhmann“, sagt Gerlach. Deshalb gibt es für fast (!) alle Locations einen Plan B, nämlich den Umzug unter ein Dach oder in ein Gebäude. Nur für das Abschlusskonzert am Steilufer zwischen Ahrenshoop und Wustrow gäbe es so etwas nicht. Kein Wunder dass beim Abschlusskonzert 2019 sowohl Musiker als auch Publikum aufatmeten, als sich die drohenden Regenwolken verzogen und den plötzlichen Blick auf den Sonnenuntergang freigaben.
2022 konnte eine Musikerin ihrer Querflöte erst wieder Töne entlocken, als sie im Windschatten positioniert wurde. Da wurden die Schwärme von Mücken, die zum Ende des Abschlusskonzerts 2023 über die Gäste herfielen, angesichts des ungetrübten Sonnenuntergangs mit milden Temperaturen und fehlendem Wind, ohne Murren akzeptiert.

Zum würdigen Finale am Hohen Ufer lässt es sich auch der künstlerische Leiter Lutz Gerlach nicht nehmen, gemeinsam mit Gästen auf der Bühne seine musikalischen Künste zu zeigen. Schließlich fühle er sich in seinem Wohnort Ahrenshoop als Gastgeber. Da treffen sich dann Händels „Wassermusik“ mit Tom Pettys „Into the great wide open“, Led Zeppelins „Stairway to Heaven“ mit Ravels „Bolero“, die „Spinnin‘ Wheels“ von Blood Sweat & Tears mit dem Heimatlied „Ostseewellen“. Viele der Zuhörer sangen im letzten Jahr mit, ein Gast ahmte stattdessen den von den anderen besungenen Schrei der Möwen nach. Mehr geht nicht! Auf Wiederhören in 2024!

Das Auftaktkonzert startet am 21.06.2024 um 20.00 Uhr am Naturbadestrand Glöwitz in Barth. Ihren fulminanten Abschluss finden die „Naturklänge“ 2024 am 7. September um 18.00 Uhr in Ahrenshoop am Hohen Ufer.

Informationen zu den Künstlern, Terminen und Tickets zur Konzertreihe werden ab April 2024 auf ➤ www.naturklaenge.net veröffentlicht.

Informationen zum Musiker ➤ Lutz Gerlach