Singende Streicher

Er war der gefragteste Kontrabassist seiner Zeit und obendrein ein Protagonist der internationalen Opernszene. Giovanni Bottesini (1821-89) liebte die pompösen Auftritte, fand sich aber auch in kleineren Rahmen gut zurecht – vielleicht weil er nicht der Versuchung der permanenten Selbstdarstellung erlag.

Seine drei ersten Streichquintette kommen jedenfalls ohne akrobatische Kontrabasspartie aus. Mehr noch: In den Nummern 2 und 3, die mit doppeltem Cello bzw. doppelter Viola besetzt sind, verzichtet Bottesini komplett auf „sein“ Instrument, für das er ansonsten zahlreiche Paradestücke schrieb.

Kurioserweise sind beide Werke, die nun zum ersten Mal auf Tonträger vorliegen, auch origineller als das 1858 veröffentlichte „Gran Quintetto“, das sich allzu bieder an großen Vorbildern wie Beethoven oder Schubert entlanghangelt. In den beiden anderen Quartetten traut sich Bottesini mehr zu. Seine musikalischen Einfälle erfahren selten eine tiefgründige Verarbeitung, sind aber durchweg reizvoll, abwechslungsreich, mitunter auch überraschend wie das zunächst düster-leidenschaftliche, dann munter dahineilende Andante sostenuto des zweiten Quintetts.

Es ist längst nicht die einzige opernhafte Passage, die über die Partitur hinauszusingen scheint. Bottesini, der u.v.a. die Uraufführung von Giuseppe Verdis „Aida“ dirigierte, kannte sich eben nicht nur mit der effektvollen Begleitung der menschlichen Stimme aus. Er wusste auch um die vokalen Qualitäten der Instrumente – insbesondere der Streicher.

Leon Bosch spielt mit hörbarem Respekt vor dem Erbe seines musikgeschichtlich herabgestuften, aber immer noch unvergessenen Vorgängers. Der Kontrabassist und sein Ensemble „I Musicanti“ erstarren aber nicht in Ehrfurcht. Sie agieren mit leichter Hand, höchst unterhaltsam und mutmaßlich genau so, wie es dem „Paganini des Kontrabass“ gefallen hätte.

Giovanni Bottesini: Streichquintette Nr.1-3, Somm Recordings