Solisten im Orchester

Während Johann Stamitz untrennbar mit der Mannheimer Schule verbunden war, suchten seine komponierenden Söhne ihr Glück auch weit abseits der kurfürstlichen Hofkapelle. Mit Erfolg, gilt doch Carl Stamitz aufgrund seiner 38 konzertanten Sinfonien als wichtigster Vertreter einer Gattung, die sich Mitte des 18. Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreute. Dass drei dieser vermutlich in Paris entstandenen Werke nun in einer großartigen Neuaufnahme vorliegen, hat dann aber doch wieder mit Mannheim zu tun.

Zwei Kritiker, zwei Meinungen – diese Devise galt schon vor 250 Jahren, wie das Beiheft zur CD eindrucksvoll beweist. Christian Friedrich Daniel Schubarth fand in der Musik von Carl Stamitz „so viel Wahrheit, so viel Schönheit und Anmuth“, dass der Komponist verdient habe, europaweit als „Zögling der Grazien“ anerkannt zu werden. „Sonderlich sind seine Andante meisterhaft gerathen“, meinte Schubarth und sah darin „eine Folge seines gefühlvollen Herzens“. Für Wolfgang Amadeus Mozart waren Carl und sein Bruder Anton dagegen „2 Elende Notenschmierer“ und obendrein noch „spielleer- Säuffer – und hurrer“.

Da der 22-jährige, möglicherweise ein wenig neidische Konkurrent vor allem außermusikalische Kritikpunkte ins Feld führte, erübrigt sich eine ernsthafte Gewichtung der Argumente. Tatsächlich zeugen Stamitz´ hier vorgestellte Partituren von der souveränen Beherrschung seines Handwerks und einer erfrischenden Experimentierfreude, die sich nicht nur auf die neue, offenbar aus dem Concerto grosso entwickelte Gattung als solche erstreckt. Stamitz, der dem konzertierenden Element eindeutig den Vorzug gibt, wechselt immer wieder die Soloinstrumente, in Ausnahmefällen wie der 9. Sinfonia Concertante in C-Dur sogar während eines Werkes. In den Rahmensätzen werden die Solopartien von zwei Violinen übernommen, im (wie von Schubarth versprochen) wirklich hinreißenden Andante tritt an ihre Stelle eine Klarinette.

Der Dialog mit dem Orchester ist in beiden Fällen vielfältig und spannungsreich und das bleibt auch so bei den Sinfonien Nr. 2 und 12, in denen Violine und Violoncello als Konzertinstrumente gefragt sind. Das formvollendete Zusammenspiel der vorliegenden Aufnahme, die im Februar 2021 in der Mannheimer Epiphaniaskirche entstand, ist sicher auch dem Umstand geschuldet, dass das Kurpfälzische Kammerorchester die Solisten aus den eigenen Reihen stellt. Hans-Peter Hofmann, Robert Korn (Violine) und Christoph Eberle (Cello) spielen ihre Sonderrollen mit Elan und Stilbewusstsein, verlieren die Gesamtwirkung aber nie aus den Augen. Auch der Dirigent übernimmt eine doppelte Funktion: Paul Meyer ist nicht nur als versierter Ensembleleiter, sondern auch als einfühlsamer Klarinettist zu erleben.

Carl Stamitz: Three Symphonies Concertantes, cpo