Tankstelle mit Hopper-Effekt

Der Blick in die Hauptstadt unserer österreichischen Nachbarn führt uns diesmal ins Jahr 1958 zu einer Tankstelle in der Wiener Triesterstraße. Deutet sich hier bereits die Ablösung des Benzins durch die Kunst an?

Urbanes Setting, Leere und Dunkelheit, aus der sich ein hell erleuchtetes Gebäude mit großen Glasflächen herausschält, das den Blick ins Innere freigibt. Das sind die Ingredienzen des Edward-Hopper Effekts. In dieser Aufnahme einer Shell-Tankstelle im Wien der 1950er Jahre ist er definitiv am Werk.

Die bunte Auto-Warenwelt des ICA-Supermarkts auf der Wiener Triesterstraße lockt heimelig, gleichzeitig strahlt das Tankstellenlokal Einsamkeit aus, nur ein Mann sitzt verloren am Fenster und blickt in die Nacht.

Die Tankstelle als nostalgischer Ort? In Zeiten der zunehmenden E-Mobilität ist das wohl kein abwegiger Gedanke. Man könnte über alternative Nutzungen von aufgelassenen Tankstellen nachdenken.

Wiener Tankstelle 1958: Der Blick ins Innere

Berlin hat es vorgelebt und eine Tankstelle aus den 1950er Jahren – architektonisch ganz ähnlich wie jene auf unserem Foto – in einen Kulturhotspot umfunktioniert: das kleine Grosz Museum. Mitten im hektischen Getriebe der Bülowstraße tritt man durch einen unscheinbaren Lattenzaun in einen miniaturhaften japanischen Garten. Dort befindet sich ein kleiner gläserner Pavillon, eine ehemalige Tankstelle, mit Wechselausstellungen über das vielfältige Werk von George Grosz, einem exponierten Vertreter der Neuen Sachlichkeit, des Expressionismus und des Dadaismus.

Dem Avantgardisten Grosz hätte das gefallen: Kunst statt Benzin!