Totenmesse und Krönungsfeier

Unterschiedlicher könnten die Anlässe zweier Kompositionen kaum sein: Luigi Cherubini gedachte in seinem „Requiem“ (1817) dem 24 zuvor hingerichteten Ludwig XVI. Karol Kurpińskis lieferte mit dem „Te Deum“ (1829) die Begleitmusik zur Inthronisation des russischen Zaren als König von Polen.

Zugegeben, es wäre psychologisch durchaus reizvoll, die persönliche Einstellung ihrer Komponisten zum Ausgangspunkt längerer Spekulationen zu machen. War doch Luigi Cherubini, der dem letzten König des Ancien Régime ein klingendes Denkmal setzte, in den später 1780er und 1790er Jahren nicht nur Augenzeuge der Französischen Revolution. Er sympathisierte offenkundig auch mit einigen ihrer fortschrittlichen Ideen.

Das galt wohl ebenfalls für Karol Kurpiński, der von einem russischen Monarchen auf dem polnischen Thron wenig begeistert gewesen sein mag. Als sich beide Komponisten 1823 in Paris trafen, wurde jedenfalls auch über Cherubinis freiheitsbegeisterte Opern „Lodoïska“ und „Les deux journées“ gesprochen …

Die Bedeutung des Requiems, das von Beethoven, Brahms und Schumann bewundert wurde, reicht freilich weit über einen konkreten historischen Anlass hinaus. Die sinfonische Sakralmusik Cherubinis, die in dem 40-minütigen Werk nur von Chorstimmen begleitet wird, erreicht hier ihre maximale Ausdruckskraft. Der majestätische Auftakt, das furiose „Dies irae“ oder das beschwörende „Agnus Dei“ markieren Höhepunkte der Gattungsgeschichte.

Kurpińskis „Te Deum“ liegt im Regal der Meisterwerke sicher ein, zwei Etagen tiefer. Seine Frische und Vitalität rechtfertigen aber nicht nur häufigere Aufführungen, sondern auch die Platzierung auf dieser CD, die durch vielerlei Parallelen und Kontraste Profil gewinnt.

Die ausführenden Musiker vertiefen dieses noch, denn das „Collegium 1704“ und das „Collegium Vocale 1704“ spielen deutlich über ihr gewohntes Repertoire hinaus. Denn eigentlich soll die Jahreszahl in den Ensemblenamen als Verbeugung vor Jan Dismas Zelenka, seinem 1704 uraufgeführten Singspiel „Via Laureata” und der Musik des 18. Jahrhunderts verstanden werden.

Instrumentalisten und Chor finden sich unter der Leitung von Václav Luks aber auch im frühen 19. Jahrhundert bestens zurecht und insbesondere im Fall von Cherubinis „Requiem“ zu einer stilvollen, detailreichen und leidenschaftlichen Interpretation.

Luigi Cherubini: Requiem c-moll / Karol Kurpiński: Te Deum, NIFC