Two-Step tanzen zu „Washington Post“

Zum zweiten Mal heißt es „Amerika lässt grüßen“. Im Rahmen einer neuen Reihe aus dem Archiv Historische Bildpostkarten erklärt Frau Prof. Giesbrecht, welche Faszination ein Modetanz vor rund 120 Jahren über den Atlantik strahlte.

Wir befinden uns auf einem Ball etwa im Jahr 1900. Rosen schweben über den drei Paaren, die gerade einen Two-Step tanzen, begleitet von „moderner“ Musik, nämlich von dem 1889 entstandenen Marsch „Washington Post“ von John Philip Sousa, Kapellmeister der „United States Marine Band“ und Komponist der Hymne „Stars and Stripes Forever“.

„Washington Post“ gilt als Standard-Stück für den Two-Step. Bälle galten damals als bedeutende gesellschaftliche Ereignisse, für die ein entsprechendes Outfit unerlässlich war. Wie man sieht, sind die Paare elegant gekleidet, die Damen in langen, pastellfarbenen tief ausgeschnittenen Abendkleidern und die Herren im Frack, mit weißer Fliege und weißen Handschuhen. Man kleidet sich konventionell, probiert hier aber doch vorsichtig einen gerade aus den USA ins Deutsche Kaiserreich gekommenen Modetanz.

Den „Step“ kann man man an der geraden Beinposition der drei Herren erkennen. Sie wirken etwas steif, dürfen sich aber ihrer Dame immerhin von der Seite nähern, sie bei den Händen halten und die Wange vorsichtig an ihre Stirn legen, wenigstens soweit das bei diesem „quicken“ Tanz möglich ist. So kommt ein wenig frischer amerikanischer Wind in den Gesellschaftstanz bürgerlicher Kreise.