Vehrtes schwarze Kreide

Wer heute durch die beschaulichen Straßen spaziert, kann sich kaum vorstellen, dass hier vor nicht allzu langer Zeit ein regelrechter Industriestandort existierte. Bis 1968 wurde in Vehrte schwarze Kreide abgebaut, mit der Teckelbahn in die nahe gelegene Mühle und Fabrik gebracht und schließlich bis in die USA exportiert.

Die „schwarze Kreide“ von Vehrte war eine geologische Besonderheit, die weltweit ihresgleichen suchte. Das extrem kohlenstoffhaltige Tongestein entstand vor rund 170 Millionen Jahren aus dem Faulschlamm eines sauerstoffarmen Flachmeeres. Dabei bildeten sich ölartige Verbindungen (Bitumina). Sie verwandelten sich später unter hohen Temperaturen, die möglicherweise die Magmablase des „Bramscher Pluton“ lieferte, in reinen Kohlenstoff. So wurde das Tongestein schwarz und ein begehrter Rohstoff für die Farbproduktion.

Ruheplatz an der Schwarzkreidegrube

Das schwarze Wasser der „Krietbeeke“ – des dunkel gefärbten „Kreidebachs“, der sich durch die Landschaft schlängelt – fiel Mitte des 18. Jahrhunderts bereits dem Helmstedter Juro-Professor Carl Gerhard Wilhelm Lodtmann auf. Den wirtschaftlichen Nutzen erkannte man aber erst im Zuge der Industrialisierung. In den 1840er Jahren wurde zunächst Ton abgebaut, um 1870 kam die Schwarzkreide dazu, die erst in der Göslingschen Fabrik und schließlich in den „Vereinigten Schwarzkreidewerke Vehrte“ an der Bahnhofstraße verarbeitet wurde.

In den 1960er Jahren endete der Tagebau in Vehrte – heute gibt es zahlreiche Alternativen zur Farbherstellung. Aber die Steine, die auf dem Gebiet der Grube zu finden sind, machen immer noch die Finger schwarz …

Der Weg zur Grube

Nördlich von Vehrte finden sich gleich vier eindrucksvolle Naturdenkmäler, die fußläufig zu erreichen sind – ein echter Hotspot im Natur- und Geopark TERRA.vita: Der etwas höher gelegene Süntelstein, die Großsteingräber „Teufels Teigtrog“ und „Teufels Backofen“ sowie – praktisch nebenan – die Schwarzkreidegrube. Besucher fahren die Vehrter Bergstraße hinauf, biegen rechts in die Engelriede und dann wieder rechts in den Wittekindsweg ab. Nach 200 Metern geht es linkerhand in ein Waldstück, ab hier ist „Teufels Teigtrog“ bereits zu sehen. „Teufels Backofen“ und die Schwarzkreidegrube sind ausgeschildert.