Vom Dilemma der nachhaltigen Reise

Reisen erweitert den Horizont, heißt es. Doch angesichts der Diskussionen um Emissionswerte, ist es durchaus eine Überlegung wert, wie man die eigenen Reisen gestaltet. Jacqueline Albers, reiselustig und von Berufswegen her Klimaschützerin, stellt sich in ihrem neuen Buch die Frage, ob und wie nachhaltig reisen möglich ist.

Ein Blick in den Lebenslauf von Jacqueline Albers zeigt: Diese Autorin beschäftigt sich beruflich seit mehreren Jahren mit den Themen Nachhaltigkeit und entsprechenden Regularien – Schwerpunkt Klimaschutz. Das macht neugierig. Aktuelle Debatten im Kampf gegen die Klimakrise zielen oftmals auf die Emissionswerte ab, die durch den Reise- und Berufsverkehr hervorgerufen werden. Wie also passen ökologisches Engagement und die Freude daran, die Welt zu bereisen, zusammen?

Jacqueline Albers stellt die in diesem Kontext unvermeidbaren Fragen im Vorwort selbst: „Nachhaltig reisen – geht das überhaupt?“ Und unter ausführlichem Hinweis auf die Problematiken des Massentourismus: „Aber wer will uns denn verübeln, dass wir die gleichen Orte sehen wollen?“ Sie ist überzeugt, dass wir umdenken müssen. Unsere Fragen sollten nicht auf das Ob, sondern auf das Wie abzielen.

Reisen? Ja, aber gut vorbereitet

„Nachhaltiges Reisen bedeutet, dass wir vor Ort einen wirtschaftlichen Beitrag leisten, die Umwelt schützen sowie behutsam mit den Menschen und ihrer Kultur umgehen. Unsere Zufriedenheit ist dabei genauso wichtig“, fasst die Autorin zusammen. So manchem Kritiker mag jetzt ein „Aber …“ auf der Zunge liegen. Doch Jacqueline Albers weist darauf hin, dass die Umsetzung wenn nicht immer einfach, dann umso lohnender ist.

 

Blick ins Buch

Die Autorin geht das gesamte Thema äußerst pragmatisch und sehr umfassend an: Sie gibt zahlreiche Tipps an die Hand, die dabei helfen, das eigene Reiseverhalten von einer neuen Perspektive aus zu betrachten. Checklisten für die Organisation der Reise und nachhaltiges Verhalten vor Ort verbinden Reiselust mit Verantwortungsbewusstsein. Dabei gehen ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle Faktoren Hand in Hand.

Besonders spannend ist dabei, dass Jacqueline Albers Experten zu Wort kommen lässt. Zwischen Checklisten und Reiseanregungen finden sich Kurz-Interviews, die die Inhalte des Buches untermauern und durch spannende Details ergänzen.

Herausforderungen und Chancen begegnen

Jacqueline Albers zeigt auf, worauf zu achten ist, wenn man sich zu einer Reise entschließt. Angefangen bei Labels für nachhaltige Unterkünfte über Vergleiche der Emissionswerte und Anregungen im Kontext Verkehrsmittel bis hin zu wichtigen Informationen zu Gepflogenheiten vor Ort, die man unbedingt vor Reiseantritt recherchieren sollte.

Weiterführende Tipps zu Zero Waste, Biodiversität, verantwortlichem Konsum, nachhaltigen Freizeitaktivitäten und wichtigen Informationen zur Realisierung der Reisen (Links zum Auswärtigen Amt und Ähnliches) wird ebenso viel Platz gewidmet.

Hinweise zu Playlists auf Spotify, Blogs, Podcasts und Co. runden die Inhalte des Buchs gekonnt ab. Zudem ist Bonusmaterial auf der Verlags-Website in Form von Checklisten, aktuellen Empfehlungen und Planungshilfen für die eigenen Reise-Routen zu finden. Umfassender hätte man sich einen derartigen Reiseführer also kaum wünschen können.

Mehr als ein Reiseführer: Tourismus neu gedacht

Dieses Handbuch hält, was es verspricht – es ist zugleich Einladung und Appell: Lernt die Welt in all ihren Facetten kennen, aber geht sorgsam mit ihr um. Ökologischer Fußabdruck statt Gewissensbisse. Spaß am Entdecken und Erleben statt moralischer Zeigefinger. Jacqueline Albers verbindet die Faktenlage mit dem Wunsch nach Horizonterweiterung.

Die „Gute Reise“ ist jedem zu empfehlen, der Wert auf Nachhaltigkeit legt und durch das eigene Handeln zum Klimaschutz beitragen möchte. Eine Fundgrube der Inspiration und somit ein wahrer Schatz für alle Kosmopoliten von heute und morgen.

Jacqueline Albers: Gute Reise. Handbuch für nachhaltiges Reisen, Reisedepeschen Verlag, 22 €