Eines haben der gallische Comic-Held Asterix und die heilige Regina gemeinsam: Sie standen in einer ganz besonderen Beziehung zum Ort Alesia. Während Asterix auf der Suche nach dem Arvernerschild nur Zeitgenossen begegnet, die den Schauplatz der gallischen Niederlage gegen Julius Caesar aus dem Gedächtnis getilgt haben, ist Alesia für Regina der Ursprungsort ihrer Heiligenverehrung.
In der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts soll die junge Frau hier den Märtyrertod erlitten und bereits wenige Jahrzehnte später im Ruf einer Heiligen gestanden haben. Über ihrem Grab errichteten die merowingischen Frankenkönige im 7. Jahrhundert eine Basilika, doch Kaiser Karl der Kahle übertrug die sterblichen Überreste am 22. März 1866 in die nahegelegene Benediktinerabtei Flavigny-sur-Ozerin.
Vielleicht kamen in jenen Jahren andere Gebeine Reginas nach Osnabrück, wo sie zusammen mit den Reliquien der heiligen Schuhmacher Crispin und Crispinian zu den bedeutendsten Heiligtümern der Domkirche St. Petrus gehören und im 14. Jahrhundert in einen besonders großen und aufwändigen Reliquienschrein gebettet wurden.
Der sogenannte Reginenschrein ist 1,19 Meter lang, 86 Zentimeter hoch, 65 Zentimeter breit und befindet sich für gewöhnlich ständig im vergoldeten Hochaltar vor der Ostwand des Domes. Er birgt zudem Gebeine der Heiligen Prokopius und Hermagoras sowie anderer Heiliger.
Säuberungen des Schreins
2020 wurde der Schrein dem Hochaltar entnommen und vom Hildesheimer Restaurator Uwe Schuchardt in über zweiwöchiger Kleinarbeit gründlich gesäubert. Bereits 19 Jahre zuvor hatte Uwe Schuchardt im Sommer 2001 die vorletzte Säuberung durchgeführt, wobei auch kleinere Restaurierungsarbeiten anfielen.
Um dabei die Würde der Heiligen zu wahren, wurden die insgesamt sechs Knochenpakete und vier Schädel in einem feierlichen Gottesdienst in der Domschatzkammer aus dem Schrein entnommen. Dieser Akt sowie die Öffnung eines der Knochenpakete wurde seinerzeit fotografiert und gefilmt und ist daher auf den Monitoren im heutigen Diözesanmuseum sowie im seinerzeitigen Sonderausstellungskatalog „Heilige Helfer“ nachzuvollziehen.
Jeweils eine weitere Reliquie Reginas befinden sich noch heute im Haupt Christi des über sechs Meter messenden Triumphkreuzes zwischen den Vierungspfeilern des Domes sowie des wundertätigen Kreuzes in der Lager Wallfahrtskirche.
Reginas Wunder
Im späten Mittelalter lockte der Reginenschrein auch Pilger in den Osnabrücker Dom, sodass der Fürsprache Reginas dem Vatikanischen Archiv in Rom zufolge 16 Wunderheilungen zugeschrieben werden. Sie galt als Helferin gegen Fieber, Fallsucht, verrenkte Glieder und Blindheit sowie bei schweren Geburten, in deren Verlauf man die Pilgerfahrt in den Dom gelobte.
Als schwedische Truppen 1633 nach ihrem Einmarsch in Osnabrück vom Domkapitel eine Sondersteuer forderten, war dieses nach zermürbenden Kriegsjahren zahlungsunfähig. Die Domherren beschlossen daher den Besatzern silberne Gefäße und Kunstwerke aus dem Domschatz zu übergeben, unter denen sich auch der Figurenschmuck des Reginenschreines befand. Leider wurden die meisten dieser Stücke eingeschmolzen und als Sold für die Soldaten vermünzt, sodass sie unwiederbringlich verloren sind.
Heute schlägt Regina nicht die einzige Brücke zwischen Alesia und dem Osnabrücker Land. Seit einigen Jahrzehnten vergleichen Schlachtfeldarchäologen die dortigen Ausgrabungen mit den archäologischen Befunden von Kalkriese und bemühen sich so um grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Militär unter Caesar und Augustus, die weit in die Zeit vor Regina zurückreichen.