Wege in die Freiheit

Eigentlich wollten die Flötistin María Cecilia Muñoz und ihre langjährige Klavierbegleiterin Tiffany Butt (schon zu Corona-Zeiten) erkunden, wie sich Unterdrückung und Unfreiheit auf den Schaffensprozess unterschiedlicher Komponisten auswirken. Entstanden ist stattdessen ein Album, dass die Widerstandskräfte menschlicher Kreativität feiert und auch aus schwierigsten Situationen Wege in die Freiheit aufzeigt.

Dass dabei vor allem komponierende Frauen im Blickpunkt stehen, liegt auf der Hand: sie waren es schließlich, die über Jahrhunderte gegen persönliche, familiäre und gesellschaftliche Vorurteile ankämpfen und ihre künstlerische Entwicklung immer wieder gegen erbitterte Widerstände entfalten mussten. Nicht selten wurden Frauen aber auch von politischen Ideologien unterdrückt, diskriminiert und verboten – wie die in der Sowjetunion ausgegrenzte Sofia Gubaidulina – oder gar getötet – wie die in Auschwitz-Birkenau ermordete Schriftstellerin Ilse Weber.

Ihr von Butt und Muñoz arrangiertes Lied „Ich wandre durch Theresienstadt“ gehört zu den bewegendsten Einspielungen dieser CD. Mit Verve, Leidenschaft und dem unbedingten Willen zur freien Bewegung gestalten die beiden Interpreten aber auch die Charakterstücke der großartigen Mel Bonis und Gubaidulinas aufmüpfiges, unbeirrtes „Allegro rustico“. Dazu gibt es die Romanzen für Violine und Klavier von Clara Schumann sowie die opulente Violinsonate von Amy Beach – beide Werke in sinnfälligen Arrangements für Flöte und Klavier und mitreißenden Darbietungen.

Völlig andere und noch einmal ganz neue Akzente setzt David Braids „The Bird Fancyer’s New Delight“, eine 2023 entstandene Auftragskomposition von María Cecilia Muñoz und Tiffany Butt. Der siebenminütige Dialog bezieht in die Sehnsucht nach Freiheit auch die Natur mit ein, der allzu oft wir Menschen im Wege stehen.

María Cecilia Muñoz & Tiffany Butt – Libertad, Ars