Johannes Gutenberg, so um 1452, meint der geschichtsbewusste Deutsche. Doch manch niederländischer Nachbar fühlt sich da in seiner Nationalehre gekränkt.
Der Haarlemer Laurens Janszoon Coster (1370 – ca. 1440) soll im Haarlemerhout – dem heutigen Stadtwald von Osnabrücks Partnerstadt Haarlem – einen Buchstaben in Buchenrinde geschnitzt haben. Als dieser in den Sand fiel und einen Abdruck hinterließ, sei die Idee zum Buchdruck geboren worden. Coster stellte die ersten Druckerwerkzeuge her. Ein Bediensteter habe diese 1441 gestohlen und zu Johannes Gutenberg gebracht, der die Druckertechnik verfeinerte.
Seit 1856 erinnert eine Bronzestatue auf dem Großen Markt in Haarlem an diese Geschichte. Den legendären Buchstaben, der zu der weltverändernden Erfindung geführt haben soll, präsentiert er gut sichtbar. Für die Finanzierung wurde eine nationale Spendenaktion initiiert. Prinz Heinrich von Oranien-Nassau war bei der Enthüllung zugegen, um dem berühmten Sohn der Stadt zu gedenken.
Niemand geringeres als der flämische Bildhauer Louis Royer erschuf die Statue und setzte sich somit auch selbst ein Denkmal. Da kein Bild von Coster vorlag, ist das Gesicht der Statue dem von Royer nachempfunden.
Der Buchdruck in den Niederlanden
Um die Person Laurens Janszoon Coster ranken sich viele Legenden. Historiker zweifeln nicht nur an, dass Coster der eigentliche Erfinder des Buchdrucks war. Manche gehen sogar davon aus, dass er nie existiert hat. Dennoch ist der Mythos ungebrochen: Die Haarlemer verehren ihren Helden. Seit dem 19. Jahrhundert steht Coster für seine Verdienste in der Liste der niederländischen Nationalhelden – u.a. neben Michiel de Ruyter, Rembrandt und Willem van Oranje.
Erste Belege für die Ausübung der Druckkunst sind später datiert. Von 1483 bis 1486 war Jacob Belleart als erster Drucker in Haarlem tätig. Er druckte Bücher in Niederländisch und Französisch. Somit war Haarlem auf jeden Fall die erste Stadt in den Niederlanden, in der Bücher gedruckt wurden.