Wer transportiert die Seelen der Verstorbenen?

Ein nackter Kopf, der Schnabel rot und ein schwarzes, metallisch schimmerndes Gefieder. Der Waldrapp ist eine ungewöhnliche Erscheinung und gehört zur Familie der Ibisse und Löffler. Auch im Zoo Osnabrück gibt es die Vögel, die in Europa einst weit verbreitet waren, im 17. Jahrhundert in der Wildnis jedoch ausgestorben sind.

Lediglich in geschützten Gebieten in Marokko und der Türkei haben wilde Populationen überlebt. In Österreich, Deutschland und Italien läuft seit 2013 ein Auswilderungsprojekt. Weltweit gilt der Waldrapp heute laut IUCN als stark gefährdet.

Auffälliger Schnabel

Mit seinem roten Schnabel stochert der Waldrapp in Böden herum, um nach Würmern, Larven, Schnecken, Spinnen oder anderen kleinen Tieren zu suchen, von denen sich der Vogel ernährt. Dafür ist der lange Schnabel praktisch, denn mit ihm kann er den Erdboden gut durchsuchen. Neben dem Schnabel ist aber auch das schwarze, metallisch schimmernde Gefieder des Waldrapps besonders auffällig. In Erzählungen des Orients heißt es, in dem Gefieder des Vogels werden die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits transportiert. Anders als in Europa wurden die Tiere dort deshalb auch lange nicht bejagt.

Verbeugung vor Artgenossen

Der Waldrapp ist ein geselliges Tier und lebt bevorzugt in großen Kolonien aus mehreren Vögeln. Besonders spannend ist das Begrüßungsritual zwischen Männchen und Weibchen. Die Vögel stellen ihre Federn am ansonsten kahlen Hinterkopf zu einem Kranz auf und verbeugen sich unter lauten Rufen voreinander. Dabei präsentieren sie sich gegenseitig eine Kopfzeichnung, die bei jedem Tier individuell aussieht. Die Begrüßung wird mehrfach hintereinander wiederholt und löst in der ganzen Kolonie das Begrüßungsritual aus.

Lebensräume

Aktuell sind nur die Populationen in Marokko und der Türkei bekannt, wo die Zugvögel ganzjährig leben und unter hohem Aufwand geschützt werden.
In Europa wurde der Waldrapp durch intensive Bejagung bereits im 17. Jahrhundert ausgerottet und hat nur dank der Haltung in Zoos überlebt. Dort führten Zuchterfolge dazu, dass es inzwischen wieder über 2.000 Tiere in menschlicher Obhut gibt, von denen seit 2013 in einem Auswilderungsprojekt in Österreich, Süddeutschland und Italien einzelne Gruppen in der Wildnis angesiedelt werden.

Auch im Zoo Osnabrück können die gefährdeten Waldrapps beobachtet werden. Hier leben insgesamt zehn Tiere in Gemeinschaft mit den Mönchgeiern.