Wie man eine gute Idee am besten zerstört

Okay, ich weiß schon: Wie man eine gute Idee zerstört, will vermutlich niemand wissen. Dann frage ich mich aber: Warum tun es so viele Leute so oft? Ich vermute, weil ihnen nicht klar ist, was sie tun und sie nur irgendwann mit müden Augen vor dem Bildschirm sitzen und sich wundern, warum ihre Geschichte, ihr Text wieder nicht weitergekommen ist. Warum sie sich fühlen, als ob sie im Morast feststecken. Weshalb dieses Schreiben überhaupt keinen Spaß macht.

Wir alle kennen doch diese wunderbaren Momente, sei es unter der Dusche, im Halbschlaf oder wenn man überhaupt mit etwas ganz anderem befasst ist – dann, genau dann schlägt wie aus dem Nichts eine Idee in unserem Kopf ein und wir wissen sofort: Daraus will ich mehr machen! Also frisch ans Werk, die Federn gespitzt, den Computer angekurbelt oder wie auch immer geschrieben werden soll.

Hier nun zwei Möglichkeiten, eine Idee zu zerstören. Ich muss dabei einräumen, dass ich mir keine der Ideen selbst ausgedacht habe, sondern sie alle in meinen Werkstätten oder Coachings erzählt bekommen habe. Oft ohne, dass die angehenden Schreiber überhaupt merkten, was sie mir da erzählten.

Überfrachte deine Idee!

Immer wieder höre ich, dass Leute, schon bevor sie das erste Wort auf das Papier gebracht haben, darüber nachdenken, wie es später weitergeht, wenn die Geschichte, das Buch, der Blogbeitrag mal fertig ist. Der Wunsch: Alle werden Dich lieben und von Deiner Wortwahl beeindruckt sein, sodass sich die Türen in höhere Sphären gleichsam von selbst öffnen. Zugegeben, so etwas kann passieren, aber aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass solche Erlebnisse eher selten und dann auch noch ziemlich langweilig sind.

Wer sich nur für Dich interessiert, weil Du dies oder das geschrieben oder diesen oder jenen Preis gewonnen hast, ist nicht automatisch auch an Dir als Mensch interessiert. Warum sollte man sich also mit solchen Leuten umgeben? Klar, die Schnittchen können lecker, die Orte aufregend, die Drinks gut gekühlt sein, das kann lustig sein. Aber sich selbst so unter Druck zu setzten, bevor das erste Wort geschrieben ist – davon kann ich nur abraten.

Hast Du eine Idee, die Dir gefällt, schreib sie auf, arbeite mit ihr, lass Dich von ihr führen. Wo die Reise hingeht, weiß man vorher nie – also sei schlau und genieße die Reise und nicht das vermeintliche Ziel. In diesem Fall: Genieße das Schreiben an sich und denke nicht an spätere potentielle Erfolge. Wenn sie kommen, fein. Wenn nicht, auch gut. Dann hattest du wenigstens eine schöne Reise.

Warte auf den richtigen Zeitpunkt!

Der beste Zeitpunkt die Story zu schreiben, war gestern. Denn dann wäre die Story jetzt schon fertig. Der richtige Zeitpunkt kommt nicht von allein. Du bestimmst ihn, Du machst den Zeitpunkt zum richtigen Zeitpunkt!

Ich höre in meinen Beratungen immer wieder: Wenn die Kinder aus dem Haus sind, der Hund endlich wieder gesund, der Rasen gemäht ist, ich Urlaub habe, die Steuer gemacht ist oder was weiß ich. Ich muss nur noch dies eine Projekt im Büro fertig machen. Eben noch die Gehaltserhöhung zu Ende verhandeln. Den Kindern bei den Hausaufgaben helfen …

Jeder Tag hat 24 Stunden. Es ist oft nicht die Frage der Zeit, sondern vielmehr der Priorisierung. Ich erinnere mich noch gut an die endlos langen Semesterferien im Studium: Drei Monate Zeit. Klar, die eine oder andere Hausarbeit musste geschrieben werden. Aber ansonsten war da vor allem das Buchprojekt.

Mein letztes Buchprojekt …

Dazu musste natürlich erstmal der Schreibtisch aufgeräumt sein (3 Tage). Dann musste ich überhaupt erstmal runterkommen (5 Tage Party), dann musste ich mich davon erholen (3 Tage Bettruhe). Dann musste ich in der Bibliothek recherchieren zum Thema (8 Tage, ich hatte da wen kennengelernt), dann musste ich schnell mein gebrochenes Herz heilen (10 Tage), dann noch mal den Schreibtisch aufräumen (wieder 3 Tage), dann brauchte die Gitarre, die ich zur Inspiration spielte, neue Saiten (2 Tage, inkl. Internetrecherche zu geeigneten Saiten) … Am Ende blieben 5 Tage zum Schreiben übrig, in denen es dann aber auch nicht mehr wirklich lohnte überhaupt anzufangen.

Ihr merkt, wo die Reise hingeht. Zeit allein hilft überhaupt nicht. Man muss die Zeit nutzbar machen. Es gibt nur das Jetzt zum Schreiben. Wenn ich also schreiben will, dann schaffe ich mir Zeit dafür. Mein letztes Buch habe ich über drei Monate jeden Morgen von 6 Uhr bis 7 Uhr geschrieben, weil der Rest des Tages von meinen zwei wundervollen Töchtern, meiner Frau und einem Job, der die Miete verdient, in Anspruch genommen wurde. Für mich kann ich nur sagen, dass es nicht darauf ankommt, viel freie Zeit zu haben, sondern die Zeit gezielt zu nutzen.

Über Dinge zu reden, ist nicht das Gleiche, wie Dinge zu tun. Der beste Zeitpunkt zum Schreiben ist JETZT!