Die Ära des Zeppelins umfasst von 1900 bis 1937 rund drei Jahrzehnte. Der „Himmelsriese“ besuchte in diesem Zeitraum auch ein paar Mal die österreichische Hauptstadt. Die Zeppelinflüge über Wien in den Jahren 1913, 1929 und 1931 gerieten zum Massenspektakel und wurden multimedial begleitet.
Der Höhepunkt des medialen Rummels um den Zeppelin war am 12. Juli 1931 erreicht, als das Luftschiff „Graf Zeppelin“ die Donaumetropole nicht wie zwei Jahre vorher nur überflog, sondern morgens um 8:15 am Flugfeld in Aspern landete. Vor Ort wurden Kioske und Besuchertribünen für Prominenz und Schaulustige errichtet und das Bundesheer zur Sicherung des gigantischen Flugkörpers abkommandiert.
Der Zeppelin – so viel steht fest – war und ist eine Projektionsfigur. Die zeitgenössische Presse erging sich in Sprachbildern und Vergleichen. Da war die Rede von einer „Riesenzigarre“, einem „gewaltigen, lichtgrauen, metallisch glänzenden Fisch“, einem „Riesensaurier“ und einem „silbernen Walfisch von vorsintflutlicher Dimension“. Auch die phallische Dimension entging den Zeitgenoss:innen nicht, selbst Sigmund Freud äußerte sich dazu in einem Kommentar von 1915.
Ins Schwärmen gerieten die Beobachter:innen auch über die „grandiose ruhige Selbstverständlichkeit“ und die „erstaunliche Präzision“, mit der das Luftschiff am Himmel schwebt. Die österreichische Fotografin Cécile Machlup (geb. Cäcilie Haymann) wiederum übersetzte die Faszination für den Zeppelin in die strenge Formensprache des Neuen Sehens. Sie warf ihren Kamerablick aus dem Innenhof eines Wiener Zinshauses: schemenhaft und flächig heben sich architektonische Versatzstücke gegen den hellen Himmel ab und dort erscheint vom Sonnenlicht angestrahlt in voller Plastizität der torpedoartige Flugkörper!