Die Erinnerung an ein Raubtier, das früher auch in Westfalen heimisch war, hat sich im Ortsnamen Berentelg bei Mettingen erhalten. In seinem ersten Teil steckt nämlich der Bär. Dass es dieses Tier einst auch in der Region gegeben hat, beweisen sowohl weitere Ortsnamen wie auch historische Nachrichten.
So fingen die Bürger der Stadt Soest 1445 „eynen wilden Baren“. Ein Jahr später zogen auch die Bürger von Münster in den Dernebocholter Sundern bei Albersloh, um einem Bären habhaft zu werden, der großen Schaden an Ochsen, Kühen, Schafen und Honig angerichtet hatte. Sie überwältigten das Tier und brachten es lebendig mit einem Wagen, der von sieben Pferden gezogen werden musste, nach Münster. Der Bär findet sich eindeutig auch im Ortsnamen Berl bei Sendenhorst (9./10. Jahrhundert „in Beranhlara“). Die Beugung des Erstgliedes Beran- zeigt an, dass hier nur altniederdeutsch *bero ‚Bär‘ enthalten sein kann. Ein gleichartiger Fall liegt auch bei Berentelg vor. Der Name erscheint erstmals 1284 als „Berentelget“ und wird als im Kirchspiel Mettingen gelegen bezeichnet.
Das Zweitglied -telg (bzw. alt -telget) in Berentelg erinnert an den Namen der Stadt Telgte östlich von Münster. Und diese Assoziation ist auch ganz richtig. Im Münsterland gibt es mehrere Orte namens Telgte, die alle den gleichen Ursprung haben. Ein weiteres Telgte findet sich etwa im Mettingen benachbarten Westerkappeln. Möglicherweise erhielt das Mettinger Telg(te) daher seinen Zusatz Beren- zur Unterscheidung von der Westerkappelner Örtlichkeit.
Die Telgte-Namen sind alle gleich gebildet und zwar als Ableitung mit dem Suffix -uth oder -udh (mit späterer Vokalabschwächung auch als -oth, -oht, -et[h]). Unter einem Suffix, auch Nachsilbe oder Endung genannt, versteht man ein unselbständiges Wortbildungselement, das an den Stamm von Wörtern angehängt wird, um neue Begriffe zu bilden. So wird z.B. aus dem Eigenschaftswort gesund durch Anhängen des Suffixes -heit das Hauptwort Gesundheit. Das Suffix -uth bezeichnete in Ortsnamen das Vorhandensein von etwas an der benannten Stelle. Im Fall Telgte ist das Suffix an das mittelniederdeutsche Wort telge ‚Zweig, Ast, junger Baum‘ angehängt worden.
Der Ortsname Telgte bezeichnete also ursprünglich die ‚Örtlichkeit, an der junge Bäume wachsen‘, also im weitesten Sinn einen ‚Wald‘ oder ‚Busch‘. Berentelg ist also der ‚Bärenbusch‘. Ob sich hier in der Vergangenheit öfter Bären aufhielten oder ob das Gehölz durch ein Einzelereignis mit dem Raubtier seinen Namen bekam, kann heute nicht mehr festgestellt werden.