Unsere Suche nach dem Ursprung von Ortsnamen im deutschen Nordwesten führt uns diesmal nach Glane, einem Stadtteil des niedersächsischen Bad Iburg.
Um die Frage zu beantworten, welchen Ursprung der Name Glane hat und was er über die Epoche, in der er gebildet wurde, erzählen kann, ist es notwendig, auf die ältesten Belege zu schauen: „Glana“ (um 1088), „Glano“ (Ende 11. Jahrhundert), „Glane“ (1182, 1186, 1223), „in/de Glanen“ (1321, 1474, 1530). Der Ortsname Glane geht auf den Namen des hier entspringenden Fließgewässers – die Glane – zurück. Das dies der ursprüngliche Name des gesamten Flusslaufs gewesen sein muss, bezeugt der Ortsname Glandorf (1074: Glanathorpe – die Siedlung an der Glane) und der Abschnittsname zwischen dem Zufluss des Ladbergener Mühlenbachs und der Mündung in die Ems. Heute hat das Gewässer folgende Abschnittsnamen: Glaner Bach, Oedingberger Bach, Aa, Eltingmühlenbach und Glane.
Ursprünglicher Gewässername
Doch welchen Ursprung hat der Name des Gewässers, der zum Flusssystem der Ems gehört? Aufgrund der zahlreichen Glane-Flüsse im keltischen Siedlungsgebiet (Süddeutschland, Schweiz, Frankreich) hat man angenommen, der Name sei keltischen Ursprungs. Doch muss man hier zu Vorsicht mahnen, denn in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde fast alles, was in Europa an Altertümern gefunden wurde, den Kelten zugesprochen. Diese Ansicht erfasste auch die Sprachwissenschaft und Namenkunde.
Das führte zu der irrigen Ansicht, dass man sogar im Baltikum keltische Namen finden könne. Während die historischen und philologischen Wissenschaften diese Ansicht ad acta gelegt haben, erfreut sich die „Keltomanie“ unter interessierten Laien und in der Heimatforschung immer noch großer Beliebtheit. Es bleibt jedoch festzustellen, dass der niederdeutsche Raum – und somit auch die Region um Glane im Landkreis Osnabrück – niemals keltisches Siedlungsgebiet gewesen ist!
Die Eigenschaft des Wassers
Bereits der Namenforscher Hermann Jellinghaus hat dies erkannt und den Namen Glane überzeugend an ein germanisches Adjektiv glan in der Bedeutung ‚glänzend, blinkend‘ angeschlossen, das sich z.B. noch im Norwegischen in der Bedeutung ‚hell‘ findet. Somit geht der Gewässername auf ein germanisches Wort für die Eigenschaft des Wassers (‚glänzend, schimmernd‘) zurück.
Der Namenforscher Dieter Berger stellt die Glane-Bäche auf der Bedeutungsebene zu den deutschen Lauterbächen, die zu altniederdeutsch hlûttar ‚rein, hell, klar‘ gehören. Da es sich bei der Glane um einen eingetieften Sandfluss handelt, der wegen der filtrierenden Wirkung des Sandes zumeist klares, sauberes Wasser führt, das ‚glänzt‘, wird diese Deutung auch durch die Realprobe bestätigt. Zu erklären ist nun noch die Form „in/de Glanen“, die 1321, 1474 und 1530 auftritt. Es dürfte sich hier um eine Dativ-Pluralform zu Glane handeln, die oftmals in von Gewässer- und Flurnamen abgeleiteten Siedlungsnamen auftritt und in diesem Fall mit der Wendung ‚Siedlung bei den Leuten an der Glane‘ zu übersetzen ist.