In der ➤ letzten Folge haben wir gelernt, was einen Protagonisten ausmacht, deshalb wenden wir uns heute dem Antagonisten, dem Gegenspieler, zu.
Dieser muss einen Berührungspunkt mit dem Protagonisten haben. Oft ist es eine Sache oder eine Person, die sowohl den Protagonisten als auch den Antagonisten interessiert. Der Antagonist oder die Antagonistin muss, wie der Protagonist oder die Protagonistin, eine für uns Leser nachvollziehbare Motivation haben, damit wir auch hier glauben und verstehen können, was wir lesen. Der Antagonist sollte auch in einer ähnlichen Liga spielen wie der Protagonist, nicht zu weit darüber oder darunter. Denn wenn der Kampf von vornherein entschieden scheint, weil eine Seite stärker oder mächtiger ist, weckt das nicht unbedingt das Interesse der Leserinnen und Leser. Es sei denn natürlich, der Antagonist ist stärker, aber der Protagonist ist klüger und trägt den Kampf auf eine andere Ebene.
Außerdem muss die Beziehung zwischen den beiden so gestaltet sein, dass sie den Konflikt nicht einfach verlassen können. Ein klassisches Beispiel ist eine Situation, in der sich zwei Charaktere in einem Ruderboot oder in einem steckengebliebenen Aufzug befinden. Wahrscheinlich wollen beide den Fahrstuhl so schnell wie möglich verlassen. Oder etwa nicht? Was passiert, wenn eine Figur nur so tut, als wolle auch sie den Fahrstuhl verlassen, in Wirklichkeit aber alles dafür tut, dass die Situation noch länger andauert?
Die Motivationen können also sehr vielschichtig und müssen nicht auf den ersten Blick klar erkennbar sein. Wichtig ist, dass beide in etwa in der gleichen Liga spielen. Oder können Sie sich vorstellen, dass James Bond einen einfachen Taschendieb verfolgt? Es sei denn natürlich, der Taschendieb hat gerade die geheimen Pläne von Dr. No gestohlen …
Wenn der Protagonist und der Antagonist aufeinandertreffen, kommt es in nahezu jedem denkbaren Fall zum Konflikt. Damit beschäftigen wir uns in der nächsten Folge.