Ein Ort, ein Berg, eine Burg und ein Baum

Ortsnamen sind spannende Geschichtsquellen, denn sie geben einen interessanten Einblick in die Zeit ihrer Entstehung. Welchen Ursprung hat der Name Iburg und was kann er über die Epoche, in der er gebildet wurde, erzählen?

Um diese Frage beantworten zu können, ist es notwendig, auf die ältesten Belege zu schauen: Ob es sich bei der in den fränkischen Reichsannalen zum Jahr 753 erwähnten Burg (castrum), die „Iuberg“ genannt wird, um das heutige Bad Iburg oder wahrscheinlicher um Bad Driburg handelt, kann hier nicht entschieden werden. Jedoch hilft der Beleg als Dublett-Bildung in jedem Fall bei der Deutung des Namens Iburg weiter. Erstmals sicher wird der Name des heutigen staatlich anerkannten Kneipp-Heilbades im Südwesten des Landkreises Osnabrück 1074 als „Iburg“ genannt. Von da ab erscheint der Name lediglich mit den graphischen Varianten „Yburg“, „Yburch“ oder „Iburch“. Somit hat die Analyse von den beiden Formen „Iuberg“ und „Iburg“ auszugehen.

E oder u?

Bei dem Namen handelt es sich um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort -berg oder -burg. Beide Wörter erscheinen in Ortsnamen oftmals austauschbar (vgl. auch die Burgennamen Ravensberg, Arnsberg, Nürnberg etc.), was damit zusammenhängt, dass die germanischen Substantive miteinander verwandt sind und ihre Bedeutungen sich gegenseitig beeinflusst haben. Burg war ursprünglich die ‚befestigte Anhöhe‘. Doch ist nicht auszuschließen, dass das Grundwort auch im Zusammenhang mit der Bebauung des Iburger Burgberges von -berg zu -burg wechselte.

Die Gründungsgeschichte der Iburg ist in der „Vita Bennonis“, der Lebensbeschreibung des Osnabrücker Bischofs Benno II. (1068–1088), die vom Iburger Abt Norbert (+ 1117) verfasst wurde, überliefert. Dort wird berichtet, dass der Burgberg zur Zeit des Bischofs Benno I. (1052–1067) zum bischöflichen Hof Dissen gehörte. Der Berg, auf dem sich damals lediglich ein Abgabenspeicher befand, war ansonsten vollständig mit Wald bestanden, den Benno I. roden und dort anschließend ein kleines Wohnhaus errichten ließ. Allerdings sei die Iburg laut Norberts Beschreibung auf den Resten einer alten Befestigung errichtet worden, deren Zerstörung er bereits in die Zeit der Sachsenkriege Karls des Großen verlegte. Somit ist es möglich, dass der bewaldete und seit gut drei Jahrhunderten unbefestigte Burgberg vor dem Bau der Iburg um 1070 den Namen „Iberg“ trug und erst durch den neuen Befestigungsbau das Grundwort zu -burg wechselte. Die Belege widersprechen dieser Annahme zumindest nicht.

Wasser oder Eibe?

Das Bestimmungswort des Namens Iburg ist allerdings ungleich schwieriger auszumachen. Der Historiker und Namenforscher Hermann Jellinghaus stellte bereits 1902 die Namen Iberg, Iborn und der Iburg bei Bad Drieburg (Kreis Höxter) zu niederdeutsch iwe, ibe ‚Eibe‘, den Namen Iburg allerdings merkwürdigerweise zu einem Wasserwort î. Dieses vermeintliche Wasserwort dürfte allerdings nie existiert haben. Somit ist auch der Name Iburg im Landkreis Osnabrück zu dem Baumnamen altniederdeutsch îh, *îwa, mittelniederdeutsch îve ‚Eibe‘ zu stellen.

Zu vergleichen sind auch die in den nah verwandten Sprachen bezeugten Wörter altenglisch îw, althochdeutsch îwa. Diese lassen vermuten, dass es sich bei dem -u- des ältesten Belegs zum Jahr 753 „Iuberg“ um das graphische Zeichen für einen w-Laut handelt, denn -u- findet sich häufiger als graphische Umsetzung des Lautes -v- bzw. -w- (vgl. engl. double-u = uu = w). Dieser Befund bestätigt dann zudem die Deutung von I(u)berg als ‚Eibenberg‘ bzw. Iburg als ‚Eiben-Burg, Befestigung auf dem Eibenberg‘.