Hat der Ortsname Mettingen etwas mit Mett und Mettwurst zu tun? Das Herz eines jeden Mettbrötchen-Liebhabers mag bei diesem Gedanken höherschlagen; nach einer neuen wissenschaftlichen Meinung soll das nämlich so sein: Die Namenforscherin Claudia Maria Korsmeier stellt den Namen Mettingen mit seinen älteren Belegen (um 1088 „Mettinge“, 1196 „Mettinge“, 1266 „Mettingen“) zu dem Wortfeld um das gewürzte Schweinehack.
Unser Wort Mett stammt aus dem Niederdeutschen. Während es im Mittelniederdeutschen schon ‚Schweinefleisch‘ bedeutet, bezeichnet das Wort mat, meti im Altniederdeutschen noch die ‚Speise‘ selbst. Im Angelsächsischen bedeutet mettan ‚füttern‘, im Gotischen mats ebenfalls ‚Speise‘. Die Sprachwissenschaftler führen das Wortfeld auf eine indogermanische Wurzel *mad- zurück, deren Bedeutung mit ‚nass, triefen, von Fett triefen‘ angesetzt wird. Korsmeier nimmt an, dass mit dem Bestandteil Mett- in Mettingen z.B. der fruchtbare Boden (‚fetter Boden‘) gekennzeichnet worden sei. Mettingen und das Schweinemett hätten also die gleiche wortgeschichtliche Herkunft.
Doch bevor nun das Ortsmarketing Mettingen zum ‚Ort des Schweinemetts‘ ausruft und ein gezwiebeltes Mettbrötchen ins Gemeindewappen aufgenommen wird, ist darauf hinzuweisen, dass diese Erklärung nicht die einzig mögliche ist. Es gibt eine weitere Herleitung des Ortsnamens Mettingen, die dazu auch aus historischer Sicht wahrscheinlicher ist. Denn läge das von Korsmeier vorgeschlagene Wortfeld im Ortsnamen vor, müsste dieser ein sehr hohes Alter haben, was aber aufgrund der Erkenntnisse der Siedlungsgeschichte des nördlichen Münsterlandes nicht anzunehmen ist.
Wahrscheinlicher ist, dass der Ortsname Mettingen mit anderen Ortsnamen auf -ingen wie z.B. Sigmaringen zu vergleichen ist. Wie das Beispiel Sigmaringen sehr deutlich zeigt, liegt in diesen -ingen-Namen zumeist ein Rufname – hier eben Sigmar – vor. Somit ist auch für Mettingen ein Rufname anzusetzen: in diesem Fall der belegte alte Rufname Matto. Dieser Rufname steckt auch in einer genauen hochdeutschen Entsprechung des niederdeutschen Ortsnamens Mettingen: Metzingen (Landkreis Reutlingen). Der Namenbestandteil -ingen diente der Bezeichnungen von Personengruppen. Wir kennen es noch aus dem Geschichtsunterricht in den Benennungen der Herrschergeschlechter der Merowinger oder Karolinger, in denen ebenfalls die Rufnamen der Stammväter Merowech und Karl enthalten sind. Der Name Mettingen ist also zu übersetzen als ‚Ort bei den Leuten des Matto‘ bzw. ‚Ort der Leute des Matto‘. Matto war das einstige Oberhaupt des Personen- oder Siedlerverbandes. Das e in Mettingen ist dadurch zu erklären, dass ein a durch ein nachfolgendes i in der Nebensilbe zu e umgelautet wird (Macht : mächtig).
Ein Adliger namens Matto in der Nähe von Osnabrück macht allerdings hellhörig. Denn der zweite Bischof von Osnabrück soll Meingoz gewesen sein, der zwischen 804/5 und 833 amtiert haben und aus der mainfränkischen Familie der Mattonen stammen soll. Der Name Matto war bei diesem Geschlecht also durchaus „namengebend“. Könnte also der Namensgeber Mettingens ein Verwandter des zweiten Osnabrücker Bischofs gewesen sein? Eine verlockende Vorstellung. Allerdings wird heute bezweifelt, dass es den Osnabrücker Bischof Meingoz überhaupt jemals gegeben hat. Zeitgenössische Belege gibt es nicht. Eine angeblich 829 von Ludwig dem Frommen ausgestellte Urkunde, in der er genannt wird, ist eine Fälschung der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts.
Auch, dass er aus dem Geschlecht der Mattonen gestammt habe, ist nur aufgrund der Namensgleichheit mit dem mattonischen Bischof von Würzburg und Bonifatiusschülers Meingoz, der vermutlich 794 starb, geschlossen worden. Der Mettinger Matto verliert sich also wohl doch im Dunkel der Vergangenheit.